Geriatrie im Lausitzer Seenlandklinikum:
Ältere Patienten fürsorglich und ganzheitlich betreuen

Hoyerswerda, 4. Januar 2013. Die Geriatrie, die Altersmedizin, gewinnt in Zeiten des demografischen Wandels immer mehr an Bedeutung. Davon ist Dipl.-Med. Michaela Stöckel überzeugt. Seit September 2012 ist sie Chefärztin der Klinik für Geriatrie im Lausitzer Seenland Klinikum Hoyerswerda. Am 7. Januar 2013 bezieht die Geriatrie ihre neue Station, übergangsweise – bis zum Bauabschluss der Klinik mit akutgeriatrischer Station und Tagesklinik 2014 – in der bisherigen Kurzliegerstation.

Zunächst stehen 20 Betten für geriatrische Patienten, Menschen ab etwa dem 75. Lebensjahr mit multiplen Beschwerden, zur Verfügung. Daneben gibt es Behandlungszimmer und ein multifunktionelles Besprechungszimmer, in dem u.a. das gemeinsame Frühstück eingenommen werden kann. Häufig treten bei älteren Patienten auf Grund einer schweren Krankheit oder Verletzung mehrere Folgeerkrankungen auf. „Dabei handelt es sich um komplexe Zusammenhänge. Zum Beispiel kann es sein, dass ein Patient Lungenbeschwerden hat. Dann müssen wir der Lunge Volumen geben. Das wiederum könnte aber das Herz schwächen“, erklärt Michaela Stöckel.

Jeder Patient muss individuell behandelt und betreut werden, so das Credo. Individuell heißt dabei auch, die Biografien der Frauen und Männer zu beachten. „Manche ältere Menschen möchten einfach in Ruhe gelassen werden. Sie haben ihr Leben lang hart gearbeitet und alle Kräfte verbraucht. Andere leiden an Depressionen. Als Team können wir einiges bewirken, wenn wir behutsam vorgehen und verständnisvoll sind“, so die Expertin. So gehört es auf der Geriatrie dazu, die Lebenserfahrungen der Menschen ernstzunehmen, z. B. Kriegserlebnisse, ihren Umgang mit der Vergangenheit.

Oft werde vergessen, dass die Patienten unheilbar krank sind. „Weder eine Lungenkrankheit noch eine Herzschwäche ist heilbar. Es kommt also darauf an, was der Patient wirklich braucht“, betont die Ärztin. Für den Behandlungserfolg sei es besonders wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten einzugehen und die Angehörigen mit in die Therapie einzubinden. Das anzustebende Ziel ist ein möglichst langes selbst bestimmtes Leben in häuslichem Umfeld. Das entscheidet über die weitere Behandlung. In ihrer Klinik hat Michaela Stöckel viele Spezialisten im Boot, damit eine ganzheitliche Therapie erfolgen kann: Ärzte, Ergo- und Physiotherapeuten, Psychologen, Logopäden. Die Pflegekräfte werden intensiv geschult. Zu den Aufgaben auf der Geriatrischen Station gehört eben auch darauf zu achten, dass die älteren Patienten genug trinken oder dass die Mitarbeiter verständnisvoll reagieren, wenn Patienten verwirrt sind.

Geriatrie – das ist für Michaela Stöckel eine Herzensangelegenheit. Sie interessiert sich für die Lebensgeschichten der Patienten, nimmt sich Zeit für jeden. „Das liegt vielleicht auch darin begründet, dass ich bei meiner Großmutter aufgewachsen bin, mit mehreren Generationen in einem Haus.“ Außerdem musste sich die 48-Jährige, die ihre berufliche Laufbahn als Stationsärztin für Innere Medizin begann, in der Vergangenheit mit geriatrischer Rehabilitation beschäftigen, weil in einer Klinik Umstellungen nötig wurden. „Das Thema hat mich nicht mehr los gelassen“, sagt sie. Zu ihren beruflichen Stationen zählen u.a. das Klinikum Burgenlandkreis in Naumburg, wo sie Chefärztin der Geriatrie war, und das Elblandklinikum Riesa, wo sie die Akutgeriatrie reaktiviert und eine Palliativstation erfolgreich aufgebaut hat.

Im Seenland Klinikum Hoyerswerda kann sie ihre Erfahrungen anwenden und die neu entstandene Klinik mitgestalten. „Das ist ein großer Vorteil, weil wir gemeinsam als Team neu beginnen konnten. So lassen sich eingefahrene Wege von vornherein vermeiden.“ Denn neben den medizinischen Qualifikationen sind es vor allem die empathischen Fähigkeiten der Mitarbeiter, auf die es ankommt. „Respekt und Verständnis“, betont die Chefärztin noch einmal.
Wie notwendig die Geriatrische Klinik ist, hat Michaela Stöckel bereits über die Reaktionen der Patienten und deren Angehörigen erfahren. „Viele äußerten sich froh darüber, dass dieser Bereich im Klinikum ausgebaut wird.“ Denn in der Notaufnahme oder auf anderen Stationen könne auf die besonderen Bedürfnisse älterer Patienten nicht so individuell wie oft erforderlich eingegangen werden. „Deshalb gibt es einen Screening-Erhebungsbogen, der beispielsweise in der Orthopädie und in der Notaufnahme ausgefüllt wird. Mit seiner Hilfe lässt sich relativ leicht herausfinden, ob der Patient in der Geriatrischen Klinik, die ja eng mit allen anderen Fachbereichen zusammen arbeitet, besser aufgehoben wäre.“ Getestet werden beispielsweise Standsicherheit oder die Geschwindigkeit der Gangart. Das dient auch dazu, die weitere Behandlung festzulegen.

Foto zum Download:
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Bildunterschrift:
Chefärztin Michaela Stöckel (im Vordergrund) mit Schwester Constanze Ölschläger.
Foto: LSK