Hintergrund: Tageszeitung als E-Paper

Die Rhein-Zeitung hat es vorgemacht: Das Koblenzer Blatt, das zu den ersten deutschen Zeitungen mit Web-Auftritt gehört, stellte 2001 seine Printausgabe im Original-Layout zum Download bereit. Damit war der Verlag sogar schneller als die berühmte New York Times. Auch programmiertechnisch wirkt die Rhein-Zeitung als Pionier, denn die notwendige Software ist eine Eigenentwicklung. Die New York Times verlässt sich indes auf den in Austin, Texas, beheimateten Dienstleister NewsStand, der in seiner Kundenliste renommierte Namen aus aller Welt führt und die komplette Distribution einer elektronischen Zeitung übernimmt. Führender Dienstleister: NewsStand Der Leser benötigt allerdings eine eigene, nicht ganz reibungslos funktionierende Management-Software sowie den Acrobat Reader, um die Seiten zu betrachten. Da die Daten in einem kompletten Rutsch übertragen werden, ist eine Breitband-Verbindung angeraten, sonst kann die Übertragung je nach Zeitungsumfang Stunden dauern. Bei der Presse aus Wien, der einzigen bisher im NewsStand erhältlichen deutschsprachigen Publikation, werden Dateigrößen zwischen 6 und 12 (Wochenendausgabe) MB angegeben. Dank einer Zeitplaner-Funktion kann man dies aber auch über Nacht erledigen lassen. Ist die elektronische Ausgabe einmal geladen, lässt sie sich problemlos über Seiten-Links oder ein Inhaltsverzeichnis "durchblättern" und der Leser kann sich in das Layout hinein- oder herauszoomen. Clevere Alternativen: Activepaper und Comyan Eine erheblich niedrigere Zugangsschwelle setzt der - kleinere - Konkurrent Olive Software aus Denver/Colorado mit "ActivePaper": Hier genügt ein normaler. moderner Browser zum Betrachten; die Zeitung muss auch nicht komplett geladen werden, sondern kann Seite für Seite betrachtet werden, was das Downloadvolumen kleinteiliger macht. Ähnliche Vorteile bietet auch die Lösung des bayerischen Unternehmens Comyan. Der Browser muss nur das Grafikformat PNG darstellen können und DHTML verstehen - das gilt sowohl für Microsoft, Netscape/Mozilla als auch für Opera in den neuesten Version. Zu Comyans Kunden zählen der Wiener Standard, der im Februar 2002 seine Digitaledition noch mit Olive gestartet hatte, und die NZZ Global, mit der die Neue Zürcher Zeitung ihre internationale Distribution in Zukunft kostengünstig und schnell abwickeln will. Beide E-Papers lassen sich zur Zeit noch kostenlos durchblättern. Dauerbrenner PDF Neben diesen speziellen Outsourcing-Lösungen ist Adobes PDF-Format immer noch eine einfache Option für elektronische Zeitungs-Faksimiles. Mit der Software Acrobat lassen sich Dokumente im Original-Layout erstellen. Der Acrobat Reader, der zum Öffnen der Seiten benötigt wird, muss zwar zuvor geladen und installiert werden, ist aber kostenfrei und gilt ohnehin als Quasi-Standard für die kompakte Speicherung elektronischer Dokumente im Original-Layout. Die Berliner Boulevardzeitung B.Z. hat das PDF-Format als nach eigenen Angaben erste deutsche Tageszeitung verwendet. Auch Welt und Süddeutsche nutzen PDF für ihre Ganzseitenarchive. Ist der Acrobat Reader einmal auf dem Systen des Nutzers installiert, so öffnen sich die Seiten dank dessen Plugin-Fähigkeit bruchlos im Webbrowser. Allerdings ist die Navigation nicht so bequem und mächtig wie bei den spezialisierten Systemen. Elektronisch Auflage machen In den USA haben viele kleine Blätter das PDF-Format zur elektronischen Distribution auserkoren. Einen zusätzlichen Anreiz bietet diese Vertriebsart, weil elektronische Zeitungen bei der Auflagenmessung durch das Audit Bureau of Circulations seit dem Jahr 2001 genauso behandelt werden wie ihre gedruckten Pendants. Hauptbedingungen: Das Original-Layout muss übernommen werden, und der Verkaufspreis wenigstens 25 Prozent der Druckausgabe betragen. Bei der IVW in Deutschland hingegen gelten die E-Papers nicht als vollwertige Exemplare und werden deshalb nur außer Konkurrenz gezählt. Entsprechend gering ist ihre Verbreitung.
Zuletzt bearbeitet 16.05.2003 15:02 Uhr
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