Die FAZ versucht ein anderes Webdesign und fremdelt

Mit Charakterkopf: Das Redesign von FAZ.NET
Foto: Screenshot Netzpresse
Mit Charakterkopf: Das Redesign von FAZ.NET
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Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat Ihren Online-Auftritt neu eingekleidet. Weg sind die dominierenden Blau-Töne und das eigenständige FAZ.NET-Logo, Schwarz auf Weiß lautet die Devise - mit etwas Rot als Linkfarbe. Doch beim Redesign der "klugen Köpfe" geht es nicht nur um Farben.

Die FAZ will anders sein und schwimmt deshalb nicht länger mit auf der Welle von Welt Online, Sueddeutsche.de und Co., die ihr Heil alle in der Zweispaltigkeit gefunden haben. Im Gegenteil: "Wie auf einer Zeitungsseite werden mehrere Themen im neuen breiteren Auftritt nebeneinander präsentiert", schreibt die Zeitung über ihren neuen Web-Auftritt.

Vorbild New York Times
So finden sich denn die wahren gestalterischen Vorbilder der Frankfurter wohl eher im angelsächsischen Raum, an der Spitze die New York Times mit ihrer unvergleichlichen Textwüste. Im Vergleich zu den fünf Spalten auf der Homepage der grey lady fehlt es der FAZ mit drei Spalten (bei fast auf den Pixel genau der gleichen Seitenbreite) aber schon wieder an schrulliger Chuzpe.

Und während die Times in fröhlicher Missachtung aller Webdesign- und Lesbarkeits-Regeln eine Serifen-Schrift verwendet, traut sich die FAZ diesen Rückgriff aufs Holzmedium nicht, sondern greift wie gewohnt zur weit laufenden Verdana. Trotzdem wünscht man der Homepage nur Besucher mit scharfen Augen.

Während die New York Times die Unübersichtlichkeit als Reminiszenz an die Print-Ausgabe und als Referenz an den eigenen Inhalts-Reichtum in Kauf zu nehmen scheint, behaupten die FAZ-Macher, ihre Website sei "übersichtlich". Doch die neue Titelseite vermag diesen Claim nicht einzulösen; sie wirkt nicht luftig wie jene der Print-Ausgabe mit ihrem Weißraum, sondern unruhig und gedrängt.

Geschrumpfter Charakter-Kopf
Wird eine Artikelseite aufgeschlagen, findet sich der Leser im bekannten Zwei-Spalten-Layout wieder (auch die Ressortseiten laufen zweispaltig). Die Schrift im Artikel ist größer und das Gesamtbild ruhiger, so dass man tatsächlich auch längere Texte lesen mag. Umso auffälliger wird jedoch, dass das für die Website wiederentdeckte klassische Schrift-Logo "Frankfurter Allgemeine" seltsam geschrumpft und so gedrungen daherkommt, als wäre nicht mehr genug Platz übrig gewesen.

Es sieht aus, als hätten die FAZ-Designer sogar bei ihrem Charakter-Seitenkopf gefremdelt.