Ungehorsame "Computer Bild": Beim blitzsauberen Springer-Verlag wird gestreikt

Der Verlagskonzern Axel Springer gilt nicht nur als Arbeitnehmer-freundlich, er präsentiert sich seinen Aktionären auch gerne als kerngesundes Unternehmen, das gegen den Branchentrend viel Geld verdient. Auch im Zeitschriften-Geschäft prunkt der Verlag mit hohen Renditen. Umso unschöner ist es, dass bei Springer erstmals gestreikt wird: Die Computer-Bild-Gruppe, die immerhin den Namen von Springers erfolgreichster Tageszeitung im Titel führt, soll ausgegliedert werden.

Outsourcing ist durchaus ein gängiges Kostensenkungs-Prinzip im Verlagswesen. Damit würden rund 90 Beschäftigte der Hamburger Computer-Division - betroffen sind neben der Computer Bild auch die Titel Computer Bild Spiele und Audio Video Foto Bild - außerhalb des Tarifvertrages manövriert.

"Dramatische Geschwindigkeit"
Der langjährige Chefredakteur Hans-Martin Burr hat den Verlag bereits "auf eigenen Wunsch" verlassen. Zum neuen Chefredakteur der Gruppe wurde Burrs Stellvertreter Axel Telzerow ernannt. Er soll die Fusion von Print-Titeln und Online-Redaktion in der Computer Bild Digital GmbH vorantreiben, denn - so Springers Zeitschriften-Vorstand Andreas Wiele - das Segment der Technikmedien verlagere sich mit einer "dramatischen Geschwindigkeit" in die "digitale Welt".

Die Printauflage der Computer Bild brach zuletzt laut IVW von 593.000 auf 502.000 Exemplare ein (Vergleich der vierten Quartale 2011 und 2010). Zur Jahrtausendwende wurde der Branchenführer der Computer-Zeitschriften noch über eine Million mal gedruckt. Wiele: "Der aktuellen Marktentwicklung tragen wir mit der Fusion der Redaktionen jetzt Rechnung.

Vorwurf: Tarifflucht
Dass die Computer-Zeitschriften branchenweit in der Krise stecken, lässt sich nicht leugnen. Die Journalisten-Gewerkschaften werfen dem Springer-Vorstand allerdings vor, den Umbau zur Tarifflucht zu nutzen. Sie fordern nun einem Sozialtarifvertrag, der im Falle von Kündigungen in der Tochtergesellschaft ein Rückkehrrecht der Betroffenen sowie Abfindungszahlungen vorsieht.

Am 17. April fand erstmals ein Warnstreik statt. Aufgerufen hatten DJV und DJU in Ver.di, die Kollegen vom Heise-Verlag in Hannover sandten eine Solidaritätsadresse. Von der Ausgliederung betroffenen Mitarbeiter haben eine Facebook-Gruppe gegründet und offene Briefe an Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner geschrieben. Zum blitzsauberen Image des Erfolgs-Konzerns Springer mag diese Art zivilen Ungehorsams nicht recht passen.
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