"Journalists in distress": Ein globales Netzwerk für Journalisten in Kriegs- und Krisengebieten

Gastbeitrag von Christiane Schlötzer und Carl Wilhelm Macke, Journalisten helfen Journalisten e.V.

Christiane Schlötzer und Carl Wilhelm Macke mit dem bosnischen Schriftsteller Dževad Karahasan (li.)
Foto: Journalisten helfen Journalisten
Christiane Schlötzer und Carl Wilhelm Macke mit dem bosnischen Schriftsteller Dževad Karahasan (li.)
Foto: Journalisten helfen Journalisten
Dem in München gegründeten Verein Journalisten helfen Journalisten gehören derzeit 130 Mitglieder aus Deutschland, Österreich und Italien an. In der täglichen Arbeit ist JhJ zmeist mit den traurigen Schattenseiten des journalistischen Berufs konfrontiert. Und dabei immer mit dem Schicksal einzelner, wobei sich in jedem Einzelschicksal oft die Dramatik ganzer Völker wiederspiegelt, wie einst bei den Kriegen auf dem Balkan und heute in den von Korruption geplagten Staaten Zentralasiens oder den Ländern mit hoher Drogenkriminalität in Mittel- und Südamerika.

Vor diesem Hintergrund hat sich in den letzten Jahren auch eine Form der "Civil Globalization" herausgebildet: Verschiedene Selbsthilfeorganisationen zum Schutz der Pressefreiheit und der Journalisten arbeiten eng zusammen. An erster Stelle ist hier das globale Netzwerk Journalists in Distress zu nennen. Dem haben sich auch das amerikanische Committee to Protect Journalists, die Reporters Sans Frontieres, das kanadische IFEX-Büro (International Freedom of Expression Exchange), der britische Rory-Peck-Trust (entstanden nach dem gewaltsamen Tod des Kameramannes Rory Peck 1993 in Moskau), Front Line aus Irland, der internationale PEN und eben JhJ angeschlossen.

Weltweit verbunden via Internet
Über das Internet sind diese Gruppen rund um die Uhr und auch fast rund um den Globus jederzeit vernetzt und können sich so gegenseitig informieren. Koordiniert wird dieses Netz von der kanadischen Organisation Canadian Journalists for Free Expression (CJFE), die wiederum auch das wöchentlich erscheinende IFEX Communique herausgibt. Dieser Newsletter berichtet kontinuierlich und mit detaillierter Verlinkung zu den jeweiligen Quellen über Verletzungen der Pressefreiheit und Behinderungen von Journalisten vornehmlich in den weltweiten Kriegs- und Krisengebieten.

Das Internet hat die Kommunikation der Hilfeleistenden untereinander deutlich verbessert, und weil es Internetcafes inzwischen in fast allen Ecken der Welt gibt, erreichen die Bitten um Unterstützung nicht nur JhJ viel schneller, direkter und einfacher als früher per Brief oder Fax. Das Netzwerk der vielen Initiativen aber ermöglicht es auch, die Angaben der Hilfesuchenden rascher zu überprüfen, und es sorgt dafür, dass Spendengelder gebündelt werden und dorthin fließen können, wo sie gerade besonders gebraucht werden.

Über den Journalismus hinaus
Das Netzwerk reicht aber über den Journalismus hinaus. Die genannten Hilfsorganisationen stehen in engem Kontakt mit anderen NGO’s wie amnesty international, Human Rights Watch, Article19, dem Balkan Investigative Reporting Network oder dem deutschen Weltreporter.net, in dem sich freie Korrespondenten zusammengeschlossen haben. Dies erleichtert häufig eine rasche Hilfe für bedrohte Journalisten.

Erwähnen muß man hier auch die vom Senat der Hansestadt Hamburg seit Jahren geförderte Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte, die unter anderem verfolgten Journalisten ein einjähriges Aufenthaltsstipendium gewährt. Kontakte gibt es zudem zu den großen etablierten Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen, Medico International, der Caritas oder auch dem in Migrationsfragen besonders erfahrenen Flüchtlingsdienst der Jesuiten.

Nicht zuletzt schafft dieses Netzwerk Öffentlichkeit. Jenseits materieller Unterstützungen für Journalisten in Gefahrensituationen dient es inzwischen als eine Art NGO-Pressecenter, in dem Nachrichten aus Krisenregionen in aller Welt zusammenlaufen, die dann wieder an die großen Print- und Elektronikmedien weitergegeben werden.