Madsack gründet zentrale Redaktionsgesellschaft

Hecht im Pool: Chefredakteur Matthias Koch
Foto: Mediengruppe Madsack
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Hecht im Pool: Chefredakteur Matthias Koch
Foto: Mediengruppe Madsack
Was das Kölner Verlagshaus DuMont nach dem Kauf von Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung schon vor drei Jahren praktizierte, unternimmt nun auch die durch Zeitungs-Übernahmen gewachsene Hannoversche Mediengruppe Madsack: Ihre 18 Regionalzeitungen sollen künftig überregionale Inhalte aus einem gemeinsamen Redaktions-Pool erhalten, die Journalisten bei den einzelnen Blättern sich künftig aufs Lokale konzentrieren. Zu diesem Zweck hat Madsack jetzt eine Firma namens RND RedaktionsNetzwerk DeutschlandGmbH gegründet.

Wie früher DuMont möchte auch Madsack diese Zentralisierung weder vordergründig als Sparmaßnahme noch als Verlust für die Pressevielfalt verstanden wissen. Im Gegenteil: Glaubt man Thomas Düffert, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung der Mediengruppe Madsack, so werden die umgepoolten Blätter "überregionale Inhalte in einer besseren Qualität bieten, als eine einzelne Regionalzeitung sie allein liefern könnte." Weiter heißt es in einer Pressemitteilung:
Dabei ist sich Madsack seiner Verantwortung für den Erhalt der Meinungsvielfalt bewusst. Die redaktionelle Hoheit für die einzelnen Zeitungen liegt weiterhin bei den regionalen Chefredakteuren. Unterschiedliche Themensetzungen, Gewichtungen und Regionalisierungen sind dabei ausdrücklich erwünscht und gefordert. Die charakteristische Stimme und Farbe jeder Zeitung wird erhalten bleiben.
Betroffen von der Zentralisierung ist nach Verlagsangaben eine ganzer Rattenschwanz an Ressorts: Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur, Ratgeber, Seite 3/Reportage, Panorama und Wochenendjournal. Da muss man womöglich über besonders fein ausgeprägte Sinne verfügen, um "Stimme und Farbe" noch auseinanderzuhalten.

Madsack spricht hingegen bei seinem Konzept, das mit fünf Chefredakteuren entwickelt wurde, von einer klug vernetzten Redaktion. "Niemand will ein starres Korsett nach Art sogenannter Mantelzulieferungen früherer Jahrzehnte", wird Matthias Koch zitiert. Der Chefredakteur der Hannoverschen Allgemeinen (HAZ) wechselt an die Spitze des RND und wird die Redaktion in den nächsten Wochen personell aufbauen.

Job-Abbau?
Stellenstreichungen hat der Verlag nicht ausgeschlossen, aber auch noch nicht bekannt gegeben. "Keinesfalls dürfen journalistische Arbeitsplätze untauglichen Zukunftsvisionen geopfert werden", warnte der Deutsche Journalisten-Verband schon vor einem Monat, als das Zukunftskonzept "Madsack 2018" erstmals verkündet wurde.

Bei DuMont konnte auch die Redaktionsgesellschaft die für den Verlag stark defizitäre Frankfurter Rundschau nicht retten. Den Madsack-Zeitungen geht es viel besser; trotzdem müssen sie künftig alle aus derselben Quelle trinken.