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Nach Gutsherrinnenart: Yvonne Bauer übernimmt Konzernleitung von ihrem Vater

Yvonne Bauer
Foto: Bauer Media Group
Yvonne Bauer
Foto: Bauer Media Group
Nur einmal im Jahr ist Jahrespressekonferenz, aber diesmal hatte der spröde Verleger Heinz Bauer neben traditionell guten Zahlen etwas Besonderes zu vermelden. "Mit sofortiger Wirkung" übernimmt nämlich Yvonne Bauer die Führung des Großverlags, der 2009 erstmals mehr als zwei Milliarden Euro umsetzte. Der Vater, der persönlich haftender Gesellschafter bleibt, überschreibt seiner Tochter 85 Prozent der Anteile an der KG. Das Familienunternehmen geht damit in die fünfte Generation.

Nicht alle Verlegerfamilien haben's so gut wie die Bauers aus Hamburg. Während bei DuMont in Köln gerade unter peinlichen Umständen der Filius entmachtet wurde, hatte der 71-jährige Bauer gleich vier patente Töchter zur Auswahl, alle im eigenen Haus tätig. Yvonne, 33, ist die Zweitjüngste. Ihre Schwestern Mirja, Nicola und Saskia bekommen jeweils fünf Anteils-Prozente überschrieben.

Tough gegen Regalverstopfung
Personell ist damit alles klar. Die unternehmerischen Weichen hat die Bauer Media Group - wie der nach Großbritannien, Polen, die USA, China und in zehn weitere Länder expandierte Verlag inzwischen heißt - aber schon vorher gestellt. Das Unternehmen, bislang in mehrere Tochterfirmen zerteilt, die alle die Namen von Edelsteinen trugen (Achat KG, Carat KG), wurde zum letzten Jahreswechsel erneut filettiert, Redaktionen gliederte man in eigenständige GmbHs aus. "Manche der 14 GmbHs sind so klein, dass bei betriebsbedingten Kündigungen kein Sozialplan mehr zum Tragen kommt", heißt es in der Ver.di-Zeitschrift M.

Der Gewerkschafts-Vorwurf, Bauer gehe nach "Gutsherrenart" vor, dürfte auch in der weiblichen Form Bestand behalten. Wie tough sie agieren kann, hat die neue Gutsherrin - padron: Verlegerin - bereits als Vertriebs-Chefin demonstriert. Vor zwei Jahren sagte sie dem Grosso-System den Kampf an mit dem Ziel, die eigenen Titel besser in den Kioskregalen zu platzieren.

Zuletzt empfahl der Verlag auf einer eigens erstellten Website dem Einzelhandel, gegen "Regalverstopfung" vorzugehen. Dass nicht etwa Bauers eigene Massenblätter die Regale verstopfen, sondern die Me-too-Titel der Konkurrenz, versteht sich von selbst.
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