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Olympia 2012: Hauptprogramm bei ARD und ZDF, Original-Streams im Internet

Eine "kleine Medien-Revolution" vermeldete die Nachrichtenagentur dpa für die Olympischen Spiele 2012. ARD und ZDF wollen ihre Nischenberichterstattung von den Digitalkanälen aufs Internet zu verlagern. Doch diese Ankündigung ist weder besonders revolutionär, noch ist sie im Sinne aller interessierter Zuschauer, und für den Großteil des Publikums bleibt ohnehin alles beim Alten.

Die Hauptberichterstattung findet nämlich weiterhin im traditionellen Fernsehen statt: Das Erste und das Zweite Programm wollen vom 27. Juli bis zum 12. August 260 Stunden lang aus London übertragen. Das sind 40 Stunden weniger als vor vier Jahren aus Peking. Allerdings braucht es im London-Programm auch weniger Zusammenfassungen zu geben. Dank des Wegfalls der Zeitverschiebung regiert bis ein Uhr nachts die Live-Berichterstattung.

Live-Streams bis zu 60 Stunden pro Tag
2008 bespielten die Öffentlich-Rechtlichen zusätzlich 40 Stunden pro Tag (!) ihre Digitalkanäle mit olympischen Randsportarten. Statt dessen wollen ARD und ZDF im Netz nun sogar parallel bis zu 60 Stunden pro Tag in bis zu sechs Streams übertragen. So werde "Olympia tagsüber nebenbei auch auf dem Laptop erlebbar", glaubt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz.

Doch nicht jeder lebt in der Stadt oder ist ein digitaler Nomade. So wie die Digitalkanäle nur von einem Teil der Haushalte zu empfangen sind, ist auch die Breitband-Abdeckung selektiv. Selbst die angestrebte flächendeckende Versorgung mit 1-MBit/s-Anschlüssen hat Deutschland immer noch nicht ganz erreicht, wie kürzlich bei der Vorstellung des Breitbandatlas 2011 verlautete. Für die Olympia-Streams empfehlen die Sender jedoch mindestens Datenraten von 2 MBit/s.

Revolutionär ist Olympia im Internet auch deshalb nicht, weil die Eurovision schon 2008 Olympia-Streams aus Peking ins Netz übertragen hat. ARD und ZDF streamten erstmals die Fußball-Weltmeisterschaft 2010. Bei beliebten Spielen war dann auch mal die Server-Kapazität erschöpft - das wäre beim klassischen Fernsehen prinzipbedingt nicht möglich.

Nur für Sport-Puristen
ARD und ZDF werden aus London das Originalsignal der Veranstalter, produziert vom sogenannten Host Broadcaster Olympic Broadcasting Services, in SD-Qualität streamen - alternativ mit pixeligen 512 Kbit oder mit 1.536 MBit pro Sekunde.

Die Streams sind völlig ungefiltert. Selbst auf Kommentare wollen die Anstalten bei der Mehrzahl der Streams aus Kostengründen verzichten. Sport-Puristen wird's freuen. Für Übersicht soll ein Online-EPG sorgen.

Sparsames ZDF
Das ZDF muss wegen seiner Spar-Auflagen auch beim Hauptprogramm im Vergleich zur Peking-Berichterstattung etwas weniger Aufwand betreiben. Gruschwitz kündigte in einem Interview an, dass in London weniger Venue-Präsentatoren und Live-Interviewer zum Einsatz kommen. Redaktionell werde "noch stärker" mit der ARD zusammengearbeitet - Kritiker des öffentlich-rechtlichen Systems und der Doppelberichterstattung werden dies nicht als Manko sehen.
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