Pulitzer-Preis für Non-Profit-Journalismus

Nachdem die ehrwürdigen Pulitzer-Preise sich in den letzten Jahren schrittweise für das Internet geöffnet haben, hat sich in diesem Jahr ein weiterer Dammbruch ereignet. Der Medizinjournalistin Sheri Fink vom Non-Profit-Medium ProPublica gelang mit ihrer Reportage über ein Krankenhaus im vom Hurricane Katrina verwüsteten New Orleans der Sieg in der prestigeträchtigen Investigativ-Kategorie, die normalerweise von Verlags-Frachtern wie der New York Times dominiert wird.

ProPublica hingegen ist ein Spenden-finanziertes Unternehmen, das es sich auf die Fahne geschrieben hat, Missstände aufzuklären und die Ergebnisse seiner Recherchen auch Verlagshäusern zur Verfügung zu stellen. Denn die etablierten Häuser gehen selbst immer sparsamer mit eigenen investigativen Recherchen um. Finks Artikel wurde ausgerechnet vom New York Times Magazine übernommen; das gibt der Auszeichnung einen bittersüßen Beigeschmack.

"Am besten finanziert"
Andererseits ist die Zuerkennung des Preises alles andere als ein Außenseiter-Sieg: ProPublica wurde von Journalismus-Profis gegründet und ist so gut mit Spenden versorgt, dass das Unternehmen sich selbst als "die größte, am besten geführte und finanzierte Unternehmung für investigativen Journalismus in den USA" bezeichnet.

Nebenbei bedeutet die Zuerkennung des Preises auch einen Triumph für das Online-Lager, auch wenn ProPublica kein typisches Online-Medium und schon gar kein Blog ist. Außerdem wurde beim Pulitzer-Jahrgang 2010 ein weiteres Online-Medium ausgezeichnet. Der Preis in der Kategorie editorial cartoons ging an den Karikaturisten Mark Fiore für eine Reihe von Zeichentrick-Kurzfilmen auf der Zeitungs-Website SFGate.com.

National Enquirer ohne Preis
Natürlich gab es auch für die alten Verlage noch genug zu gewinnen. Fink und ProPublica mussten sich den Gewinn der Investigativ-Kategorie mit den Zeitungs-Kolleginnen Barbara Laker and Wendy Ruderman von den Philadelphia Daily News teilen. Allein vier Preise in anderen Kategorien heimste die Washington Post ein.

Ohne Prestige-trächtige Auszeichnung blieb hingegen Murdochs Wall Street Journal. Auch das erstmals trotz Gegenwehr nominierte Boulevardblatt National Enquirer ging mit seinen Skandal-Enthüllungen über den demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Edwards leer aus. Diesen Dammbruch wollte das Pulitzer-Komitee wohl doch nicht zulassen.