Sie befinden sich hier:

Zeitungskrise und Traumrenditen: Springer spürt Rückenwind

Wer wissen möchte, wie schlecht es um die deutsche Zeitungswirtschaft bestellt ist, schaut sich am besten beim Branchenprimus Axel Springer um. Vorstands-Chef Mathias Döpfner zeigte sich in den letzten Monaten auffällig unanfällig für das Krisengerede seiner Branchen-Kollegen; nun durfte er imposante Zahlen für das erste Quartal 2010 präsentieren: Europas größter Zeitungsverlag hat sein bereinigtes Ergebnis fast verdoppelt (Ebitda-Steigerung um 48,4 Prozent auf 119,2 Millionen Euro), der Umsatz stieg um sieben Prozent auf 663,7 Millionen Euro.

Interessanter sind aber die Zahlen, die Döpfner anlässlich einer Telefonkonferenz am Rande fallen ließ: Springer erwirtschaftete demnach in Deutschland bei seinen Zeitungen satte 26,8 Prozent Rendite, bei den Zeitschriften 21,1 Prozent. Viel Holz für die an vielen virtuellen Orten schon totgesagten "Holzmedien". Deutlichen "Rückenwind" verspürt Döpfner im Anzeigengeschäft: Um 12,3 Prozent stiegen die Werbeerlöse ingesamt auf 299 Millionen Euro.

Die Krise hat der Verlag erfolgreich zur Konsolidierung und Verschlankung genutzt. Allerdings nicht überall mit Erfolg: Der Versuch, die Kosten für freie Journalisten mit Hilfe von Buyout-AGBs zu drücken, wurde in mehreren Gerichtsurteilen abgeschmettert.

Digitaler Wachstumsmarkt
Ein Viertel des Umsatzes (160 Millionen im ersten Quartal) macht Springer inzwischen in den digitalen Medien. In sieben Jahren möchte Döpfner damit die Hälfte des Geschäfts bestreiten. Geld wird dort aber nicht mit Journalismus, sondern mit den Internet-Nachfolgern der Rubrikenanzeigen oder dem Vermarkter Zanox verdient.

Mit Stefan Austs Zeitschriften-Projekt Woche liebäugelte der Verlag hingegen nur zwei Prüfungs-Wochen lang: "Publizistischer Mut und publizistische Leidenschaft müssen eine wirtschaftliche Perspektive haben, und die haben wir hier nicht gesehen", so Döpfner.
Sie sind: Gast | Login | Registrieren