Zitiert: Fällt ein Mann vom Himmel - die Nullnachricht

Was uns übermittelt wird von der aktuellen Welt jenseits unserer Gegenwärtigkeit, das nennt man Nachrichten. Nachrichten entstehen einerseits, weil irgendwo etwas geschieht wie eine Katastrophe, oder sie entstehen andererseits, weil irgendwer etwas macht – jemand unterzeichnet einen Vertrag oder fängt einen Krieg an. Während es einer Katastrophe egal ist, ob aus ihr eine Nachricht wird oder nicht, sind Aussagen oder Handlungen von Politikern darauf bedacht, dass und wie sie als Nachrichten wirken werden, und Politiker wie Prominente können Dinge sagen oder tun, die dazu dienen, eine Nachricht zu werden. Diese Dinge stehen vielleicht noch in irgendeinem politischen und ästhetischen Zusammenhang; man muss sie so umformen, dass man bei der Aufnahme der Nachricht das Gefühl haben kann, es handele sich um eine „echte“ Nachricht. Die manipulierte Nachricht muss Authentizität heucheln; das ist manchmal lästig. Deshalb hat sich in der fortgeschrittenen Medienlandschaft eine dritte Form der Nachricht herausgebildet. Sie wird von vornherein inszeniert, durchdesignt und zum Merchandising bestimmt. Ereignis und Nachricht sind deckungsgleich; so entsteht die markt- und medien-konforme Nullnachricht.
Der Filmkenner und Kulturkritiker Georg Seeßlen hebt an, sehr schlüssig die Medienöonomie eines Sprungs aus 39 km Höhe - den des von Red Bull gesponserten Österreichers Felix Baumgartner - zu erläutern, eines Sprungs aus 39 km Höhe, dessen Übertragung dem Nachrichtensender n-tv immerhin die höchste Einschlaltquote seiner Geschichte bescherte.
Zuletzt bearbeitet 23.10.2012 15:39 Uhr