Zitiert: Wikleaks und viele schlechte Verlierer im deutschen Journalismus

"Die Wikileaks-Enthüllungen waren hilfreich. Auch über uns deutsche Journalisten konnte man einiges lernen. Ich gebe zu: Die Depeschen aus dem US-Außenministerium hätte ich auch gerne exklusiv und vorab gehabt. Also Glückwunsch an die Kollegen von „Spiegel“, „Guardian“, „Le Monde“ und so weiter.

Und ich finde es erstaunlich, wie viele schlechte Verlierer es im deutschen Journalismus gibt. Nicht wenige Kollegen spielen die Bedeutung der Papiere herunter und sprechen von Enthüllungen, die wir angeblich nicht brauchten, weil sie nur „mit mäßigem Nährwert“ ausgestattet seien.

Dass solches in einer Wochenzeitung mit besonders großem Papierformat zu lesen ist, überrascht dabei weniger. Dort hatte man bei manchen – nicht allen! – Autoren immer schon den Verdacht, dass sie viel lieber diplomatische Depeschen für mächtige Minister schreiben würden, als ganz unoffizielle Artikel für den Leserplebs. Aber beim Abmoderieren des Wikileaks-Scoops beteiligen sich auch höchst erfahrene Recherchejournalisten. Kollegenneid?"


Stern-Journalist Hans-Martin Tillack, im Jahr 2004 Opfer einer von der EU-Betrugsbekämpfungsbehörde OLAF veranlassten Hausdurchsuchung, in seinem Rechercheblog über Wikileaks und die Abneigung der Zeit und von investigativ arbeitenden Kollegen wie Hans Leyendecker.

Via @kooptech
Zuletzt bearbeitet 16.12.2010 11:54 Uhr