Seit Jahren predigt Mathias Döpfner, Chef von Axel Springer, auf Aktionärsversammlungen unermüdlich das Mantra vom digitalen Wandel. 2012 machte der Konzern erstmals mehr Umsatz im digitalen Geschäft als in seinen traditionellen Sparten. Natürlich gibt es immer noch die "Cashcow" Bild-Zeitung, trotz sinkender Auflagen. Aber für Regionalzeitungen ist im Springer-Universum kein Platz mehr.
2009 verkaufte der Konzern bereits seine Zeitungs-Beteiligungen an Madsack, nun geht's ans Eingemachte: Einen Tag, nachdem das einstige Boulevard-Flaggschiff B.Z. redaktionell gleichsam zum Regionalteil von Bild Berlin fusioniert wurde, trennt sich Springer von seinen Stamm-Blättern Hamburger Abendblatt (verkaufte IVW-Auflage: 197.000 im zweiten Quartal 2013) und Berliner Morgenpost (118.000). Ein Vorvertrag mit der Funke Mediengruppe, ehemals WAZ, sei heute unterschrieben worden, teilten beide Medienhäuser mit. Das Geschäft soll zum 1. Januar 2014 wirksam werden.
Adieu Programmies, Frauenzeitschriften
Doch damit nicht genug. Springer gibt auch alle seine Programmzeitschriften (Hörzu, TV Digital, Funk Uhr, Bildwoche, TV Neu) und seine beiden Frauen-Marken Bild der Frau und Frau von Heute an den Essener Konzern ab. Die Springer-Manager schrecken also nicht einmal davor zurück, sich von Line Extensions der Erfolgs-Marke "Bild" zu trennen. Das von Axel Cäsar Springer anno 1948 gegründete Abendblatt? Die Mutter aller Programmzeitschriften, Hörzu? Abgeschnitten wie alte Zöpfe. Auch die Anzeigenblätter in Berlin und Hamburg wechseln den Besitzer. Insgesamt setzte Springer mit den verkauften Zeitungen und Zeitschriften im Jahr 2012 512,4 Millionen Euro um.
Springer-Chef Mathias Döpfner sagte das, was man in solchen Fällen immer in Presseverlautbarungen sagt: "Die Entscheidung, uns von einigen der traditionsreichsten Marken des Hauses zu trennen, ist uns nicht leicht gefallen." Döpfner versprach aber, auch in Zukunft "journalistisch" zu investieren, und zwar in die verbliebenen Titel der Bild- und der Welt-Gruppe.
Satte 920 Millionen Euro beträgt der Kaufpreis für das Zeitungs- und Zeitschriftenbündel nach eigenen Angaben. Damit würde sich der Schuldenstand der Funke-Gruppe weiter erhöhen, heißt es beim Deutschen Journalisten-Verband, der sich vor allem in Hamburg um Arbeitsplätze sorgt. 660 Millionen Euro muss die Funke-Gruppe bis spätestens 30. Juni 2014 zahlen. Für den Rest gibt Springer noch ein Darlehen. Zudem vereinbarten beide Häuser eine Kooperation in gemeinsamen Vermarktungs- und Vertriebsfirmen. Mit der Freigabe durch das Bundeskartellamt rechnen beide Verlage nicht vor Ende 2013.