Nur zwei Monate hat Lisa Ortgies an der Spitze der Zeitschrift Emma ausgehalten, bis sie die Flucht ergriff. "Zu unserem Bedauern eignet sich die Kollegin [...] nicht für die umfassende Verantwortung einer Chefredakteurin", heißt es in einer kurzen, aber umso schärferen Pressemitteilung, die Emma-Matriarchin Alice Schwarzer unterzeichnet hat. "Dies hätten wir selbstverständlich lieber intern und kollegial geregelt, reagieren jedoch hiermit auf den für uns unerwarteten und überraschenden gestrigen Schritt von Frau Ortgies in die Öffentlichkeit."
Ortgies war zum Jahreswechsel angetreten, in Emma neue feministische Strömungen und Themen aufzugreifen, und kam nun offenbar einem Rauswurf zuvor. Alice Schwarzer selbst hatte die 42-Jährige im letzten Dezember zur Nachfolgerin gekürt, blieb aber als Herausgeberin, Autorin und Verlegerin weiterhin allgegenwärtig. "Der Versuch, aus Emma ein diskutierendes statt diktierendes Organ des deutschen Feminismus zu machen, ist vorerst gescheitert", kommentierte taz-Frauenredakteurin Heide Oestreich die Demission.
Die Emma-Redaktion schiebt indes handwerkliche Gründe vor: Ortgies hatte zuvor noch nie eine Zeitschrift gamacht. Ihre Einarbeitung werde deshalb beendet. Dass Ortgies selbst an die Öffentlichkeit ging und gegenüber dpa erklären ließ, sie wolle sich zum 30. Juni zurückziehen, sorgte in Köln dann offenbar für besondere Verärgerung.
Neue Chefredakteurin von Emma wird übrigens - Alice Schwarzer.