Das Verlagshaus Axel Springer hat angekündigt, seinen Redaktionen einen Sonder-Etat von einer Million Euro für investigativen Journalismus bereitzustellen. "Wir müssen den Lesern unserer Zeitungen und Zeitschriften und den Nutzern unserer Online-Angebote noch mehr Geschichten und Informationen bieten, die so nur bei uns zu finden sind", lässt sich der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner ziteren. "Wir wollen uns auch kostspielige Recherchen für Themen mit außergewöhnlichem investigativen Potenzial leisten.“
In Deutschland wird investigativer Journalismus nur von wenigen Redaktionen gepflegt und gilt im Gegensatz zum angelsächsischen Raum als Stiefkind. Marktführer unter den hiesigen Tageszeitungen ist die Süddeutsche, die seit 2009 eigens die "Investigative Recherche" im Impressum ausweist. Deren Aushängeschild Hans Leyendecker ist auch zweiter Vorsitzender des Netzwerks Recherche, von dem sich nicht sagen lässt, dass es den Springer-Medien besonders nahesteht (und umgekehrt).
Sportlich gesehen kann etwas mehr Recherche-Druck aus der konservativen Ecke sicher nicht schaden. Mit seiner Millionen-Ansage hat sich Döpfner zudem wieder einmal demonstrativ gegen die Kater-Stimmung in der Zeitungs-Branche gestellt. Der Aktienkurs der Axel Springer AG zeigte sich von der Ankündigung des Investments "in die Recherchequalität" allerdings "unbeeindruckt", wie Börsenjournalisten sagen würden.