Die Qualität von Websites, die jenseits des Mainstreams liegen, hat offenbar zugenommen. Noch vor einem Jahr hatten die Juroren des Alternativen Medienpreises in der Sparte Internet keinen Sieger küren wollen. Diesmal wurde man fündig, wenn auch auf einem überraschenden Feld: Der erste Preis ging an das laut Pressemitteilung
"satirisch-hintergründige Webangebot" Dotcomtod.
Unklare Wahl Dotcomtod.de
Ob diese Wahl wirklich so alternativ, gar innovativ, ist, sei dahingestellt. Immerhin nutzen die anonymen Berliner Macher nach dem Vorbild von US-Weblogs die interaktiven Kommunikationsmöglichkeiten des Internets konsequent aus, um vornehmlich gerüchteweise über die Werbe- und Medienbranche zu berichten und berichten zu lassen.
Der Umstand, dass auch die Identität der Autoren verborgen bleibt, schützt zwar vor abmahnwilligen Arbeitsgebern, macht die Sache aber inhaltlich fragwürdig. Dass Dotcomtod schon einmal verklagt wurde, mag der spekulativen Website die Sympathien der Preisverleiher eingebracht haben.
Auch beim zweiten Preisträger, Rolf Herbig aus Weinheim, steht die Selbstreflektion eines Mediums im Mittelpunkt: Das Projekt
Sagmal.de besteht aus Interviews mit Macher/innen des Internets. Der dritte Preis zu 500 Euro ging an die Initiative
Vernetzung gegen Abschiebehaft in Leipzig.
Auch Hörfunkpreise vergeben
Der Alternative Medienpreis, verliehen von der Nürnberger Medienakademie und Radio Z, begann 1999 als reiner Hörfunk-Preis. In dieser Sparte wurde diesmal als erster Preisträger der Beitrag
"Die Droge Zucker" von Uta Knieschewski und Martin Dehnke von Coloradio Dresden vor Doris Schmied vom m94,5 München für
"Auswirkungen der NS-Zeit auf die Gegenwart" und Andre Plümer und der Radiogruppe im AJZ Bielefeld für das
"Interview mit dem Totalverweigerer Martin" ausgezeichnet.
Über 80 Hörfunkbeiträge aus dem gesamten Bundesgebiet und aus Österreich und fast 50 Internetpräsentationen waren zum Alternativen Medienpreis eingereicht worden.