Seit vier Monaten kommen Politik und Wirtschaft bei den beiden DuMont-Titeln Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung aus einem ausgegliederten Autorenpool. Die umstrittene Zentralisierung in der am 26. April gestarteten DuMont Redaktionsgemeinschaft habe zu einer "sichtbare Qualitätsverbesserung" geführt, sagt nun Redaktionsleiterin Brigitte Fehrle in einem Horizont-Interview. "Selbst die größten Kritiker haben anerkannt, dass wir bessere Texte im Blatt haben."
In Berlin arbeiten dem Pool 16 politische Redakteure zu, in Frankfurt sitzen neun Wirtschafter unter Leitung von FR-Mann Robert von Heusinger, der wiederum in der ausgegliederten Redaktionsgesellschaft als Fehrles Vize fungiert. Probleme sieht die ehemalige stellvertretende Chefredakteurin der Berliner Zeitung noch bei der redaktionsinternen Abstimmung: Gehen Nachmittags Eilmeldungen ein, könne man nicht wie früher eine kurze Stehkonferenz im Büro abhalten, sondern müsse zunächst mit den Redaktionen in Berlin und Frankfurt konferieren.
Nachteile im Medientenor
Die Rolle der Redaktionsgemeinschaft im Verhältnis zur Eigenständigkeit der einzelnen Blätter und ihrer Redaktionen galt Betroffenen und Beobachtern seit Bekanntwerden der Pläne als Knackpunkt des Autorenpools. Inzwischen zeigt sich auch eine schwierige Quellenlage, wenn eine Exklusivgeschichte der DuMont-Redaktionsgemeinschaft in mehreren Blättern zugleich erscheint. Wer hat da was exklusiv? Und soll der Autoren-Pool selbst zur Marke werden?
Kurzzeitig sei darüber nachgedacht worden, sagt Fehle, doch inzwischen wolle man die bestehenden Titel stärken. "Daher haben wir uns entschieden, einmal das eine Blatt, mal das andere als Quelle anzugeben. Das heißt natürlich, dass wir im Medientenor Nachteile haben, aber das nehmen wir in Kauf."
Edelfedern auch online
Vorbehalte in den Redaktionen gab es auch angesichts der neuen Arbeitsteilung: Während im Redaktions-Pool künftig ein paar Edelfedern recherchieren und schreiben dürften, müssten sich die bei den Blättern verbliebenen Redakteure mit dem Redigieren und lokalen Artikel-Beigaben beschränken, lautete die Befürchtung. Die FR steht vor einer personellen Schwächung: Bei der defizitären Zeitung will DuMont laut Spiegel weitere 30 bis 50 Stellen streichen - hauptsächlich in der Redaktion.
Der Autoren-Pool bekommt dagegen noch mehr zu tun: Die Redaktionsgemeinschaft wird ab diesem Monat auch für die Internetauftritte der beiden Blätter arbeiten und dort Nachrichten, Kommentare, Analysen und Interviews beisteuern. Vor allem die Website der Berliner Zeitung hat Nachholbedarf: Sie war jahrelang ein nächtlich mit den Inhalten der Zeitung aktualisiertes Texte-Grab.
Textlieferungen an Dritte hat Fehrle nicht vor. Der Autorenpool verstehe sich nicht als reiner Dienstleister, sondern wolle der DuMont-Zeitungsfamilie "passgenau" zuliefern. Abgeschlossen ist die Integration des Autorenpools dort aber noch nicht. Während Berlin und Frankfurt komplett einbezogen sind, läuft die Kooperation mit dem Kölner Stadt-Anzeiger und der Mitteldeutschen Zeitung bislang nur in der Wirtschaft rund, aber noch nicht in der Politik. "Irgendwann" (Fehrle) soll auch das noch funktionieren.