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+ Irgendwann wurde es dort allerdings still um Wegner (und damit auch um das gesamte, gleichwohl immer noch existente Jonet selbst): Der Internet-Theoretiker und -Praktiker war zum Chefredakteur von Focus Online befördert worden und hatte andere Prioritäten. Fast fünf Jahre machte Wegner den Job als Burdas gleichsam Erster Online-Journalist; zudem war er Geschäftsführer von Tomorrow Focus Media. Zuletzt lancierte er mit Nachrichten.de einen Google News-Antipoden mit Einnahmebeteiligung für Publisher und zog Focus Online noch im letzten Juli ein eiskalt-kristallklares Layout über. Nur zur Reichweite von Konkurrent Spiegel Online schloss er niemals auf.
Eine Plattform für iPad-Publizistik
Nun bricht der 40-Jährige - über den kurioserweise kein Wikipedia-Eintrag existiert, was nicht für die Online-Enzyklopädie spricht - zu neuen Ufern auf. Zusammen mit dem Software-Entwickler, Manager und Unternehmer Marco Börries (StarOffice, Yahoo! Go) will er eine Plattform erbauen, die journalistische Inhalte auf das iPad und später auch auf andere Tablets bringt. Mit anderen Worten: Das manchmal allzu heilsgläubig klingende Gerede über die Zukunft journalistischer (Bezahl-) Inhalte auf Touchscreen-Geräten sollte man jetzt doch etwas ernster nehmen, wenn einer wie Wegner sich im Team mit dem Deutsch-Kalifornier Börries darauf verlegt.
Und was bedeutet die Personalie für den Offenburg-Münchner Großverlag? Nichts Gutes, kommentiert FAZ-Netzökonom Holger Schmidt: "Nach Uli Hegge (blieb nur ein Jahr als Leiter des Media Innovation Lab, d. Red.) kommt Burda/Tomorrow Focus mit Wegner schon der zweite exzellente Web-Kenner in kurzer Zeit abhanden, der zudem als einer der wenigen Journalisten Ahnung von Technik hat." Aber das Burda-Management scheint ohnehin das Vertrauen in die Finanzierbarkeit von Online-Journalismus verloren zu haben.