Das ZDF hat zwar nur einen Teil seines Exklusiv-Interviews mit der Archäologin Susanne Osthoff ausgestrahlt, aber den gesamten Wortlaut auf der Heute-Website publiziert. Der dokumentierte Text, der die Redaktion wohl auch vor Zensur-Verdacht schützen soll, bestätigt das Bild der ausgestrahlten Ausschnitte: Es zeigte und äußerte sich eine zutiefst verunsicherte Frau, der man nach drei Wochen Geiselhaft eigentlich nur eines, nämlich Ruhe und Frieden, gewünscht hätte.
Das ZDF musste wohl dennoch das Interview führen und dann auch irgendwie senden; der Entführungsfall ist ein Thema von hohem öffentlichen Interesse, die Interview-Gelegenheit an sich war ein "Scoop". Zuvor hatte nur der arabische Sender al-Dschasira die Archäologin interviewt. Leicht gemacht haben es sich die Mainzer mit der Ausstrahlung nicht: Das Interview, am Dienstag nachmittag geführt, wurde erst eineinhalb Tage später in stark gekürzter und kommentierter Form ausgestrahlt. So geht kein Journalist gerne mit "heißer Ware" um.
Moderatorin Marietta Slomka erklärte die starke Bearbeitung damit, dass viele Passagen für deutsche Fernsehzuschauer nicht verständlich gewesen seien. Tatsächlich wirkte ihre tief verschleiert auftretende Interviewpartnerin hochgradig verwirrt. Um das Interview, sagte Slomka den Fernsehzuschauern, habe Osthoff aber selbst gebeten.