Im Jahr 2000 startete der Verlagskonzern
Gruner + Jahr die deutsche Ausgabe der
Financial Times. Im Jahr 2004 gründete Markus Kremser die
Görlitzer Allgemeine.
Kremser, Görlitz? Was wie ein Scherz klingt, soll am 15. April Realität werden. Görlitz, die 60.000-Einwohner-Stadt am östlichen Rand Sachsens und Deutschlands mit 24 Prozent Arbeitslosigkeit und hoher Abwanderungsquote, bekommt trotz Zeitungskrise seine eigene Zeitung. Die
"kleine Sensation", so der Branchendienst
Horizont,
"beruht auf einer privaten Initiative", wie
dpa maliziös vermeldet.
Herausgeber Markus Kremser ist 29 Jahre alt, von Haus aus Journalist, und will ein 16-seitiges Blatt in einer Gegend etablieren, die bisher von der
Sächischen Zeitung in Dresden abgedeckt wird.
"Kaufen Sie Ihre Milch etwa in Dresden?", müssen sich die Görlitzer neuerdings rein rhetorisch fragen lassen. Natürlich nicht? Aber warum dann die Zeitung?
Kein Wunder, dass das sympathische Kleinzeitungsprojekt vor allem auf die Lokalberichterstattung setzt: Täglich sieben Seiten aus der Region, gemacht von zehn redaktionellen Mitarbeitern. Eine Startauflage von 3.500 bis 5.000 will die Görlitzer Allgemeine in der Europastadt an der deutsch-polnischen Grenze und zwei angrenzenden Landkreisen auf den Markt bringen. In eineinhalb Jahren sind 10.000 Exemplare geplant.
Verkauft wird die Görlitzer Allgemeine für 60 Cent oder 13,50 Euro im Monatsabonnement. Ob sich das rechnet? Man wünscht es jedenfalls.