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+ Das sind die beiden massivsten Traditionsbrüche, die das neue Layout der konservativen FAZ-Leserschaft zumutet. Doch keine Sorge: "Wir bleiben uns treu", verspricht der erste in Times New Roman gesetzte Kommentartitel von Mitherausgeber Werner d'Inka, der zur Besänftigung Francis Bacon zitiert: "Der mächtigste Erneuerer ist die Zeit."
Wird das Facelifting alteingesessene FAZ-Leser vergraulen? Eigentlich nicht. Denn was die Frankfurter Zeitungsmacher jetzt praktizieren, ist nur ein bißchen Nachholen der letzten zehn Jahre Zeitungs-Design: Weißraum ohne Trennlinien zwischen den Spalten, der das Erscheinungsbild luftiger macht, linksbündige Titelzeilen, zusammenfassende Anreißer für lange Textstücke - all dies ist außerhalb der FAZ längst gang und gäbe und wird in der hauseigenen Sonntagszeitung noch viel konsequenter praktiziertert.
Die Vorzeige-Zeitung möchte mit dem neuen Layout neue Leser gewinnen: jünger will sie wirken und auch weiblicher. Das ist ökonomisch sinnvoll: Während die Münchner Konkurrenz der Süddeutschen in den letzten Jahren an Auflage zulegte (mit Trennlinien), steigt bei der FAZ nur der Verkaufspreis.
Ästhetisch bleibt ein schaler Nachgeschmack. Hätte sich nicht wahres Stilbewusstsein darin bewiesen, weiter die Bleiwüste auf dem Titel zu pflegen, statt dem allfälligen Design-Zeitgeist hinterher zu trotten, der schon in jeder Regionalzeitung besichtigt werden kann? Ach, wären die "klugen Köpfe" doch einfach an Francis Bacon vorbeigegangen. Wer, wenn nicht die traditionsbewussten FAZ-Leser, hätte dies zu schätzen gewusst?