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+ Die über mehrere Monate hinweg aufgebaute Ersatzredaktion hatte Lensing-Wolff als Entwicklungsredaktion verschleiert: Sie sollte ein Newsdesk-Konzept erproben. Selbst als die Stamm-Journalisten wegen Renovierungsarbeiten aus dem Verlagshaus in provisorische Räume in der Druckerei abgeschoben wurden, ahnten sie noch nichts.
Kein Wunder: Wildwest-Methoden sind der deutschen Zeitungsprärie zwar längst nicht mehr fremd, aber was sich der Verlag Lensing-Wolff - Geschäftsführer Florian und Lambert Lensing-Wolff, Christoph Sandmann - in Münster geleistet hat, das gab's noch nie. Von einem "bisher beispiellosen, überfallartigen Akt" sprach der NRW-Landesverband des DJV. "Es klingt nach einer Räuberpistole, doch es ist ein exemplarischer Fall", schreibt die sonst nicht gerade gewerkschaftsnahe Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Die Empörung ist vorerst groß, auch im Rathaus. Verlagsleiter Lutz Schumacher, der vor Jahren mit viel Engagement die von ProSiebenSat.1 fallen gelassene Nachrichtenagentur ddp per Management Buyout gerettet hatte, führt nun nach Gewerkschafts-Angaben Personalgespräche mit den Betroffenen. Gut möglich, dass der Verlag dennoch mit seiner Strategie durchkommt. Denn die Auslagerung der Redaktionen in formal eigenständige Gesellschaften erschwert arbeitsrechtliche Schritte.