Wenn man die Strategie von
Bertelsmann als Signal für die Zukunft wertet, was angesichts der Macht eines weltweit führenden Konzerns wohl angeraten ist, dann hängt der Horizont für seriöse Inhalte sehr tief. Wie in der
Süddeutschen Zeitung angekündigt, will sich der Medienmulti von dem renommierten Fachverlag
BertelsmannSpringer mit über 5.000 Mitarbeitern in 70 Verlagstöchtern und über 18 Ländern trennen.
Die Ankündigung illustriert die strikte Orientierung der Gütersloher auf den profitträchtigen Entertainment-Bereich, den Börsengang im Jahr 2005 schon im Blick.
"Geschäfte, die unseren Anspruch nach Marktführerschaft nicht erfüllen und nicht in das Konzept eines integrierten Medienkonzerns passen, stehen auf dem Prüfstand. Es zeigt sich, dass unsere Fachgruppe BertelsmannSpringer diese Kriterien nicht erfüllt", wird Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff in der
Berliner Zeitung zitiert, die pikanterweise ebenfalls zum Gütersloher Imperium gehört.
Auf eine entsprechende Frage im Interview der Süddeutschen (
"Nach Ihren Kriterien müssten Sie sich ebenfalls schnell von Zeitungen wie der Berliner Zeitung trennen.") vermied Midelhoff jedenfalls ein Bekenntnis für das Blatt:
"Sicher ist, dass wir weitere Randgeschäfte abgeben. Nennen kann ich heute das Hotelreservierungssystem Trust oder das Internetportal Daum in Südkorea; insgesamt stehen 25 kleine und mittlere Unternehmen auf der Liste potenzieller Verkäufe. "
Der
"integrierte Medienkonzern", von dem Middelhoff spricht, setzt auf Cross-Promotion und fokussiert auf den lukrativen Massenmarkt. Wenn Britney Spears, die mit dem britischen Label
Zomba für angeblich 3,1 Milliarden Euro in die hauseigene Musikabteilung von BMG gewechselt ist, im Programm der
"Promotionmaschine" (Middelhoff) RTL auftritt, dann ist das Bertelsmann-Management am Ziel seiner Wünsche. Vielleicht machen sie demnächst ja noch einen eigenen Musikkanal auf. Für alles, was jenseits des Mainstreams liegt, heißt es hingegen: Gute Nacht, Kameraden.