"Focus": Nach dem Relaunch wird erstmals ein Betriebsrat gewählt

Drei Chefredakteure und ein Betriebsrat - beim Focus muss man sich in diesem Jahr ganz neu orientieren. Bereits am 1. März wird Wolfram Weimer zu Burdas Nachrichtenmagazin stoßen. Bis zum Herbst, wenn Helmut Markwort sich auf den Herausgeber-Posten zurückzieht, wird es also zusammen mit Uli Baur gleich drei Chefs geben - dafür aber weniger Arbeiter: Dem Tagesspiegel sagte Baur, "wir werden um einen Stellenabbau wohl nicht herumkommen".

Solche Ankündigungen sorgen bei der Belegschaft für schlechte Stimmung. Am Montag erscheint der relauchte Focus zum ersten Mal, tags darauf wollen verunsicherte Mitarbeiter erstmals einen Betriebsrat wählen lassen. Die Kandidaten der Initiatoren-Liste (Motto: "Fairness, Fairness, Fairness - und immer an die Kollegen denken") stellten sogar ein eigenes Blog ins Netz, das schnell der Entschärfung wegen "rechtlicher Bedenken" bedurfte.

15 Prozent Auflagen-Verlust
Unbestritten ist indes, dass Burdas einst gefeierte cash cow im Jahr 2009 rund 15 Prozent Auflage verlor, wie Meedia just vermeldet - und zwar nicht nur wegen des Verzichts auf subventionierte Sonderverkäufe, sondern auch bei der "harten" Auflage. Der Spiegel, der sich zu besseren Zeiten vor dem Münchner Parvenue fürchten musste, blieb hingegen fast konstant.

Für die Zukunft versprach Baur nun gegenüber dem Tagesspiegel mehr harte Titelgeschichten aus Politik oder Wirtschaft und weniger Nutzwert-Themen. Das Heft werde "weniger Klein-Klein, dafür längere Texte und mehr Tiefe anbieten". Dass Markwort mit dem länger geplanten Relaunch, den Verlags-Führungskräfte inzwischen nur noch als "Weiterentwicklung" titulieren, nicht auf Neuzugang Weimer warten wollte, produzierte allerdings einige Misstöne.

Die Süddeutsche berichtete gar über das angeblich gestörte Verhältnis zwischen Markwort und Verleger Hubert Burda und bebilderte den großen Artikel durchaus geschmackssicher mit einem Foto zweier Träger überdimensionierter Brillen: Markwort und Burda in trauter Eintracht beim Start des Focus 1993. Markwort fand das gar nicht amüsant und beklagte sich gegenüber Horizont über "Stalking".
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Dirk Schmidtke: "Dezenter Herausgeber"