Keine Geschäftsidee ist kommerziell genug, als dass sie nicht irgendjemand auf dem Web ausprobierte. Wer's nicht glaubt, der gehe zu
GoTo.com: Im Februar 1998 sorgte der Service mit der Ankündigung, seine Ranking-Positionen zu versteigern, für Aufsehen. Mit anderen Worten: Wer dafür zahlt, steht bei bestimmten Themen in der Treffer-Liste ganz oben - je mehr, desto höher.
RANKING-POSITIONEN ZU VERKAUFEN
Diese ungeschminkte "For sale"-Mentalität hat Anwender und Anzeigenkunden nicht etwa vergrault. Schon vier Monate später meldete der Newcomer aus Pasadena immerhin seinen 1000. Werbepartner. Fällig sind pro Click ein Cent bis ein Dollar. Wann immer in Trefferliste gekaufte Listings auftauchen, so wird dies dem Anwender nicht nur gezeigt, er erfährt auch gleich, wieviel es gekostet hat. Wenn schon Kapitalismus, dann richtig.
Vor allem bei allgemein gehaltenen Suchanfragen, die kommerzielle Interessen streifen, kann man damit rechnen, dass Werbe-Dollars über das Ranking entscheiden. Die GoTo-Macher halten genau diesen Umstand für ein Qualitätskriterium. Ihre Argumentation: Normale Suchmaschinen schaufeln häufig irrelevante Links nach oben, wir nicht - wer bezahlen kann, muss auch etwas zu bieten haben.
LEICHTER ZUGRIFF AUF INKTOMIS DATENBANK
Wer die Auswirkungen dieser Geschäftspolitik ausprobieren will, braucht nur GoTo.com und den HotBot mit derselben Suchanfrage zu füttern. Beide bedienen sich nämlich aus derselben Quelle, dem vielgelobten Datenpool von Inktomi.
Gegenüber den Anwendern vermarktet sich GoTo.com als "The new, simpler search engine". Die smarte Suchseite in Gelb mit einer Eingabe-Box und dem grünen "Find-it"-Button verwirrt wirklich niemanden. Eine Advanced oder Power Search mit mehr Optionen, wie sie bei der Konkurrenz üblich ist, fehlt völlig. Es gibt auch kein Mittel, eine einmal durchgeführte Suche durch weitere Schlagworte einzugrenzen.
Von der Möglichkeit, auch logische Operatoren zu verwenden und für die Gewichtung bestimmter Begriffe Vorzeichen zu verwenden, erfährt nur, wer die kurze Hilfe-Seite aufmerksam durchliest. Kein Wunder, denn je einfacher die Anfragen sind, umso besser können die bezahlten Links untergebracht werden.
KEIN GEDANKE AN DEUTSCHSPRACHIGE ANWENDER
Als Zielgruppe sind für GoTo-com offenbar nur nordamerikanische Anwender interessant, die auf die Schnelle etwas im Web finden wollen. Eine deutsche Oberfläche oder spezielle Spracheingrenzungen sind deshalb nicht vorgesehen. Auch hat man sich jeglichen Portalschnickschnack gespart.