Google hat einen neuen, wissenschaftlichen Suchdienst eröffnet, der zwar bislang nur von der US-Website aus erreichbar ist, aber auch deutschsprachige Quellen durchsucht.
Google Scholar stellt nicht einfach eine auf wissenschaftliche Quellen reduzierte Google-Websuche bereit, sondern einen spezialisierten Dienst mit eigenständiger Funktionalität.
Autoren-Suche und Quellennachweis
Wer nach wissenschaftlichen Quellen sucht, möchte beispielsweise nicht unbedingt immer das Dokument selbst durchsuchen, sondern Material von einem bestimmten Autor finden. Dorthin führt Google Scholar über eine Suchanfrage im Format
"author:name"; mit weiteren Begriffen lässt sich die Suche dann auf einen bestimmten Artikel dieses Autors eingrenzen.
Ein weiteres in der wissenschaftlichen Literatur typisches Feature ist der Nachweis von Quellen. Google Scholar tut dies, indem es zu jedem Treffer in Form von
"Citations" ein eigenes Register liefert. Selbst Dokumente, die online gar nicht auffindbar sind (und die deshalb nicht verlinkt werden können), weist Google nach - einfach deshalb, weil sie anderswo zitiert wurden.
Indexiert werden für Google Scholar sowohl Web-Seiten als auch Bücher, die Google bereits seit einiger Zeit für seine Büchersuche digitalisiert, und wissenschaftliche Journale, darunter auch Nature. Wie viele Dokumente und Artikel insgesamt indexiert wurden und aus welchen Quellen, teilt Google leider nicht mit. Bei unseren Testsuchen stießen wir neben PDFs, die mit Adobe Acrobat geöffnet werden können, auch auf PS- (Postscript) Dateien.
Brisante Relevanz
Worüber in der Wissenschaft wahre Glaubenskriege angezettelt werden, das macht Google Scholar übrigens ganz automatisch: Die Bewertung der Relevanz der gefundenen Quellen nimmt wie üblich ein - geheimer - Algoritmus vor. Der sehr spärlichen Dokumentation dürfen wir immerhin entnehmen, dass dafür
"der Volltext jedes Artikels ebenso wie der Autor, die Publikation, in welcher der Artikel erschienen ist, und wie oft der Artikel zitiert wurde" als Kriterien dienen.
Das führt natürlich zu brisanten Ergebnissen. So suchten wir nach
"Aufklärung", um zu erfahren, wer denn die bedeutendste Aufklärer unter den Philosophen sei. Wir fanden an Nummer eins Adorno und Horkheimer, ganz wie es sich gehört, und an Nummer zwei die Bundeszentrale für politische Aufklärung - vor dem großen Systemtheoretiker Luhmann. Nun ja.
Abgesehen von solchen Kleinigkeiten qualifiziert sich Google Scholar schon in der Beta-Phase als ideale Suchmaschine für die Wissenschafts-Community: Wer nicht selbst publiziert hat und von anderen zitiert wird, der existiert auch nicht. Es wäre deshalb nicht überraschend, wenn Forscher und Wissenschaftsverlage verstärkt Anstrengungen unternehmen werden, um ihre Arbeiten dem Googlebot zum Fraß vorzuwerfen - auf dass sie mit Google Scholar gefunden werden.