Die Konzentration auf dem deutschen Zeitungsmarkt geht weiter. Der
Gruner+Jahr-Verlag hat angekündigt, sich von seinen Regionalzeitungen zu trennen. Die
Berliner Zeitung wird an die Verlagsgruppe
Holtzbrinck verkauft. Auch die
Sächsische Zeitung in Dresden will man
"ohne Zeitdruck" abstoßen. Hier könnte der Essener
WAZ-Konzern zum Zuge kommen. Auf dem Regionalzeitungsmarkt verschärft sich damit das Duopol von WAZ (Nummer eins) und Holtzbrinck (Nummer zwei).
Sollte das Kartellamt zustimmen, wäre Holtzbrinck im stark umkämpften Hauptstadtmarkt einziger verbliebener Konkurrent von
Springer. Mit dem
Tagesspiegel und der Berliner Zeitung besitzt der Stuttgarter Konzern nun zwei bürgerliche Blätter; mit Tip und Zitty zudem die beiden alteingesessenen Stadtmagazine. Publizistisch sollen die Blätter selbständig bleiben, wie der neue Besitzer verspricht. Zusammenlegungen sind aber bei Technik und Verwaltung zu erwarten.
Der Kaufpreis des gesamten Paketes wird auf 200 Millionen Euro geschätzt. Er schließt weitere Objekte des Berliner Verlages ein, so das Boulevardblatt
Berliner Kurier und den Anzeigentitel
Berliner Abendblatt, die Druckerei sowie einen Anteil am Internetportal
Berlin Online.
Gruner+Jahr begründet die Trennung mit einer strategischen Neuausrichtung. Tatsächlich ist es eine Rückbesinnung auf das Zeitschriftengeschäft
"in unseren angestammten Märkten". Hier sieht sich der Hamburger Verlag, der im vergangenen Jahr erhebliche Einbußen einstecken musste und daraufhin von G+J-Mitbesitzer Bertelsmann auf Rationalisierungskurs gesetzt wurde, als Marktführer. Nicht zum Verkauf steht hingegen die Wirtschaftszeitung
Financial Times Deutschland, ein weiteres Zuschussgeschäft für Gruner+Jahr.