Der
Holtzbrinck-Verlag will für den
Tagessspiegel eine Stiftung gründen, um eine Ministererlaubnis für die vom Kartellamt untersagte Übernahme des
Berliner Verlages zu befördern. Zweck der Stiftung, die ein hochrangiges Kuratorium aus Fernsehchefs, Chefredakteuren renommierter Magazine, Verbandsvertretern und Vertretern der politischen Parteien ausgestatteten Stiftung beaufsichtigen soll, sei die Sicherung der redaktionellen Unabhängigkeit des Blattes, berichtet die
Süddeutsche Zeitung.
Tagesspiegel allein nicht mehr finanzierbar?
Das Bundeskartellamt hatte sich vor allem daran gestoßen, dass Holtzbrinck mit der Übernahme der Berliner Zeitung in der Hauptstadt eine marktbeherrschende Stellung bei den Abo-Zeitungen einnehmen würde. Die Stuttgarter wiederum replizierten, sie hätten mit ihrem Tagesspiegel in den vergangenen zehn Jahren 75 Millionen Euro Verlust gemacht. Zwei Qualitätszeitungen in Berlin könnten sich nur dann rentieren, wenn man Anzeigen und Vertrieb unter einem Dach besorgt.
Bei
Bauer, der auch gerne für die Berliner Zeitung geboten hätte,
Springer und im Hause
FAZ sieht man das freilich anders. Die Konkurrenten hatten im Februar bereits Stellungsnahmen zu dem Stiftungsplan abgegeben.
Ernstzunehmende Sanktionen
Das Stiftungskonzept sieht nun vor, dass Holtzbrinck in den nächsten 20 Jahren von einer zu gründenden Redaktionsgesellschaft die Zeitungs-Inhalte kauft und dafür – je nach Anzeigenerlösen und Auflage des Blattes - bezahlen muss. Im Fall von Verstößen sind der Süddeutschen zufolge
"weit reichende Sanktionen vorgesehen, bis hin zum Hinausdrängen von Holtzbrinck aus dem Tagesspiegel".
Die Chancen für eine Erlaubnis des Bundeswirtschaftsministers stehen unter diesen Vorzeichen nicht mehr schlecht. Wolfgang Clement habe auf diese Vorschläge offenbar nur gewartet, heißt es in dem Zeitungsbericht, um nach anfänglichen Bedenken gegen eine Ministererlaubnis doch zustimmen zu können.