Nicht überraschend hat
Holtzbrinck angekündigt, den vom
Bundeskartellamt untersagten Kauf der
Berliner Zeitung mit Hilfe einer Ministererlaubnis doch noch durchzusetzen. Der Verlag erwartet von dem für Wirtschaft zuständigen Bundesminister Wolfgang Clement in vier Monaten eine Entscheidung. Sollte der Fall negativ ausgehen, kündigte Holtzbrinck den langwierigen Klageweg über das für Kartellsachen zuständige
Oberlandesgericht Düsseldorf an.
Auf dem Wege einer Ministererlaubnis war im vergangenen Juli auch die Fusion von
Eon und
Ruhrgas unter zusätzlichen Auflagen gestattet worden. Allerdings haben die Düsseldorfer Oberlandesrichter den Zusammenschluss vor wenigen Tagen auf den Eilantrag zweier Konkurrenzunternehmen hin wegen Verfahrensfehlern vorläufig gestoppt.
Die Bonner Behörde hatte ihre Entscheidung damit begründet, dass Holtzbrinck mit der Übernahme des
Berliner Verlages von
Gruner + Jahr eine marktbeherrschende Stellung einnehmen würde. Holtzbrinck warf der Behörde nun
"rechtliche Fehler" vor und wies erneut auf die Dominanz des
Axel-Springer-Verlages im Berliner Anzeigenmarkt hin.
Die Vorteile aus dem Erhalt der Pressevielfalt würden bei weitem die wettbewerblichen Bedenken des Kartellamts überwiegen, heißt es aus Stuttgart.
"Die in Berlin erscheinenden Zeitungen sind in dem strukturell schwachen Markt insgesamt nicht finanzierbar." Der Verlag bestätigte nach Agenturberichten, mit dem
Tagesspiegel seit dessen Übernahme 1992 insgesamt 70 Millionen Euro Verlust gemacht zu haben.
Die Gewerkschaft
Verdi forderte hingegen die Bundesregierung auf, die Ministererlaubnis zu verweigern. Eine Fusion würde bei den betroffenen Publikationen insgesamt 650 Arbeitsplätze kosten. Holtzbrinck hatte angekündigt, beide Blätter redaktionell unabhängig zu halten, aber im Verlagsbereich durch Zusammenlegung einzusparen.