Der Bundesnachrichtendienst hat nicht nur Journalisten beschattet, sondern auch gezielt Journalisten zur Bespitzelung von Kollegen angeheuert. Das berichtet heute die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf einen geheimen Bericht, den der ehemalige Vorsitzende Richter am Bundesgerichtshof, Gerhard Schäfer, pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum des Geheimdienstes dem Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundestages vorlegte.
So steht nun offenbar fest, dass ein schon länger im Zwielicht stehender Journalist beim Focus von 1982 bis 1998 für seine Auskunftsdienste mehr als 600.000 Mark erhalten hat. Von dem Mann, der unter den Decknamen "Schweiger" und "Dali" geführt wurde, hat sich das Münchner Magazin bereits getrennt. Ironischerweise publiziert er nach wie vor als Buchautor über Geheimdienstthemen.
Ziel der vom BND beauftragten Kollegen-Bespitzelung war es, frühzeitig zu erfahren, an welchen Themen gewisse Reporter gerade arbeiteten. Besonders interessant sei dabei Der Spiegel gewesen. Das Nachrichtenmagazin hatte etwa 1995 einen vom BND initiierten Plutonium-Schmuggel aufgedeckt. Besonders heikel: Noch im Herbst 2005 soll der Geheimdienst auf diese Weise Informationen über einen bekannten deutschen Journalisten entgegen genommen haben.
In seinem Bericht bezeichnet Schäfer diese Praktiken als "eindeutig rechtswidrig". Zwar handelt es sich nur um fünf Journalisten, die für den BND arbeiteten, doch werden Erinnerungen wach: an die Berichte von Journalisten über ihre Kollegen in der DDR.