Mit dem Verkauf von
BertelsmannSpringer an die britischen Beteiligungsfonds Cinven und Candover hat
Bertelsmann eine Unternehmensentscheidung vollzogen, die noch unter völlig anderen Vorzeichen von Thomas Middelhoff getroffen wurde. Der ehemalige Bertelsmann-Chef wollte den Gütersloher Konzern zum Entertainment-Haus umbauen und hatte für die renommierte Fachverlagsgruppe keinen Platz mehr; sie passte nicht in seine schöne, neue Medienwelt und warf zu wenig Gewinne ab.
Im vergangenen Jahr musste Middelhoff gehen. Bei Bertelsmann regierte wieder die
"old school". Middelhoffs Nachfolger Gunter Thielen, von Haus aus Drucker, hat sich unter Einfluss der Eigentümerfamilie Mohn, namentlich der Verlegergattin Liz, von den Börsenplänen und der New Economy distanziert. Doch der Verkauf von BertelsmannSpringer wurde trotz des Paradigmenwechsels weiter betrieben.
Nun spült der Deal mit den britischen Investoren, die BertelsmannSpringer mit der im Januar erworbenen niederländischen Gruppe Kluwer Academic Publishing zum zweitgrößten Fachverlag Europas fusionieren wollen, Bertelsmann 1,05 Milliarden Euro in die Kassen, die höchste Summe, die in der deutschen Verlagsgeschichte bisher gezahlt wurde. Es ist das letzte Vermächtnis von Thomas Middelhoff, der sich im Jahr 2000 auf dem höchsten Punkt der Erfolgswelle bei Bertelsmann befand, als er einen anderen Verkauf tätigte: Die Rückgabe des 50-Prozent-Anteils an AOL Europa für 6,8 Milliarden Dollar.