Niemand hat bei Springer die Absicht, eine Bezahlmauer zu bauen

Springer-Chef Mathias Döpfner hat in einem Interview mit der FAZ die Einführung von Bezahlinhalten im Internet angekündigt. Wer nun glaubt, dass das Nachrichten-Portal Welt Online bald eine Pay Wall bekommt, der täuscht sich allerdings. Niemand hat die Absicht, eine Bezahlmauer zu bauen und damit die für Werbekunden wichtige Reichweite aufzugeben.

Tatsächlich will Döpfner nämlich nur Regionalzeitungs-Portale kostenpflichtig machen - und dort auch nicht alle Artikel, sondern "Premium"-Inhalte. Döpfner: " Wer etwa die Exklusivgeschichte aus der Stadtverordnetensitzung lesen möchte, das Archiv oder den Staumelder nutzen will, muss zahlen." Da Springer sich von den meisten Regionalzeitungen getrennt hat, lässt sich diese Ankündigung im Wesentlichen auf das Hamburger Abendblatt reduzieren.

Mobil auf dem Iphone
In erster Linie zielt Döpfners Zahl-Befehl aber auf mobile Dienste. "Sämtliche Inhalte auf Smartphones werden wir auf Dauer gegen Gebühr anbieten", so der Springer-Chef in der FAZ. Zudem will sein Haus im Herbst Anwendungen ("Apps") für das Iphone herausbringen, "über die man dann welt.mobil, bild.mobil oder computerbild.mobil bezahlt und quasi abonniert".

Streng genommen geht es also nicht um eine Gebühr für Inhalte, sondern für einen bestimmten Vertriebsweg. Und Springer ist auch nicht der einzige Verlag, der darauf hofft, dass die zahlungsfreudige Iphone-Kundschaft Geld für etwas ausgibt, das es im Internet gratis gibt. Döpfner sage "der Kostenlos-Kultur im Internet den Kampf an", macht die FAZ martialisch ihr Interview mit dem Springer-Chef auf. Von einer Kampfansage kann keine Rede sein.