Viel ist dieser Tage davon zu hören, dass die Zeitungsverlage ihre Inhalte nicht mehr kostenfrei online stellen wollen. Wird das Thema Paid Content konkret, verjüngen sich die Absichtserklärungen allerdings wie ein Trichter auf Mobilgeräte und dort speziell das iPhone. Kein Wunder: Apple bietet über seinen App-Store eine vergleichsweise einfache Bezahl-Lösung aus einer Hand an, auf der sich auch Kleinbeiträge, sogenannte Micropayments, halbwegs rechnen.
Eine Lösung für alle
Während Großverlage wie Springer, der seine erste App für die B.Z. gerade veröffentlicht hat, eigene iPhone-Anwendungen entwickeln, hat eine junge unterfränkische Firma jetzt einen "iPhone-Kiosk" entwickelt, der offen für alle Verlage ist. "Es gibt noch keine vergleichbare Anwendung im App-Store", sagt Mark Deskowski, Geschäftsführer der Marktwert-IT in Grünsfeld, südlich von Würzburg.
Im Preismodell fällt der Abruf eines einzelnen Artikels mit 79 Cent eher teuer aus - doch das ist der Minimalpreis im iPhone-Store. Attraktiver erscheinen Abo-Modelle, über deren Gestaltung die Verlage selbst entscheiden können. Ein Monatsabo könnte zum Beispiel 7,99 Euro kosten. So viel geben Besitzer des trendigen Mobilgerätes auch für andere Programme und Spiele aus. Ohnehin haben iPhone-Kunden weniger Bezahl-Hemmung als Surfer im World Wide Web, die sich daran gewöhnt haben, nichts zu zahlen. Schließlich schenken dort auch die meisten Verlage seit Jahren ihre Inhalte kostenlos her.
Start noch in diesem Jahr
Noch in diesem Jahr wollen Deskowski und sein Partner Josef Roßmann, die beide aus der Verlags-IT kommen, ihre "News Push" getaufte Anwendung im App-Store verfügbar machen. "Wir sprechen mit vielen Zeitungshäusern", sagt Deskowski. Letzte Woche konnte seine Firma auf einer Kundenveranstaltung des Augsburger Internet-Dienstleisters Newsfactory die neue Applikation erstmals vor Emissären von neun Regionalzeitungen präsentieren.
Die Anfangsinvestitionen für Verlage im iPhone-Kiosk hält Deskowski für niedrig: Eine vierstellige Setup-Gebühr "mit einer Eins am Anfang" und eine geringe Monatsgebühr, die etwa die Server-Kosten abdeckt. Für Zeitungen sei das eher eine "politische Entscheidung", ob sie dabeisein wollen oder nicht, findet Deskowski. Von den iPhone-Erlösen erhalten die Verlage dann 50 Prozent. Apple behält immer 30 Prozent zurück. Marktwert-IT bekommt den Rest.
Zwei oder drei Verlage sollen zum Start noch gewonnen werden. Einen Pilotkunden in der Provinz hat man schon vorzuweisen: Die Heimatzeitung Trostberger Tagblatt aus dem nördlichen Chiemgau. Wie viele iPhone-Besitzer es in Trostberg außer dem technologisch aufgeschlossenen Tagblatt-Geschäftsführer gibt, kann Deskowski zwar nicht sagen. Aber daran soll die Einführung des Paid Content nun auch nicht mehr scheitern.