"Schnell und schmutzig" - etablierte Medien entdecken Blogs und Podcasts
Redaktion vom 31.08.2005 14:04 Uhr
Im Internet fällt die Grenze zum Journalismus. Jeder kann selbst publizieren. Deshalb hat die Welt auch nicht gerade gewartet auf Zeitungs-Weblogs und Radiosender-Podcasts, die neuerdings aus dem Boden schießen.[...]
Schnell und schmutzig, das finde ich klasse. Da bin ich mal gespannt, ob die Autoren sich dann auch trauen, so zu schreiben, wie sie sonst sprechen.
Werden wir da nun in den Blogs der Süddeutschen und anderer etablierten Medien lesen, dass Bush und Amerika von Katrina gefickt wurden? Oder davon, dass in New Orleans Menschen krepiert sind, weil da Bürokraten ihre Ärsche nicht bewegt haben?
Weit gefehlt, da käme dann ja gleich ein Oberboss und würde den Journalisten erklären, dass das so nicht geht, man kann doch nicht einfach sagen, was man denkt. Aber dass das so ist, darf man bestimmt auch nicht sagen. Beim Springer ist man da schon direkter und droht Journalisten ganz offen mit Abmahnungen und Kündigungen, wenn die hauseigene Journalisten bloggen, was denen in den Sinn kommt.
Etablierte Medien als schnelle, schmutzige Blogger sind doch ein Witz, so wie wenn Opa zu Besuch in die Disco kommt.
Journalisten sind so auf ihre Schreibe trainiert, dass Ihnen solche F-Worte kaum aus dern Fingern fließen dürften. Nenn es freundlich Schreibinstinkt oder unfreundlich innere Zensur. Manche Sachen schreibt man eben nicht.
Wobei die Beispiele nicht so doll sind. Vielleicht hat ja keiner von Bürokraten-"Ärschen" geschrieben, aber was in New Orleans passiert ist und warum, das konnte man (auch ohne Blog) in der Süddeutschen lesen.
Klar dürfte ein Verlag gegen seine Blogger eingreifen, wenn es zu "schnell und schmutzig" wird. Schließlich gibt es den Tendenzschutz. Aber die Gefahr besteht - s. o. - wohl nicht. Opa inner Disco eben - hübsches Bild.