Drei öffentliche Rügen wegen Schleichwerbung hat der Presserat ausgesprochen. Der Frauen-Titel Für Sie warb nach Ansicht der Prüfer für ein zuvor in einer Verlosung angebotenes Raumspray, die Fernsehzeitschrift Gong nannte bevorzugt ein medizisches Präparat, und In - Das Star-Magazin ließ eine Soap-Darstellerin die Vorzüge eines gewissen Handytarifs preisen.
Kein Rüge bekam nota bene bei den ersten Jahres-Sitzungen der Beschwerdeausschüsse die Bild-Zeitung, die sich derzeit eine bizarre Fehde mit dem Presserat und dem Bildblog liefert.
Vorläufiger Höhepunkt war ein Kommentar des Springer-Blattes Anfang März: "Wenn es um angebliche Schleichwerbung geht oder um den Persönlichkeitsschutz krimineller islamistischer Ex-Kommandanten wie Khaled al-Masri, ist dem Presserat die öffentliche Selbstdarstellung ein hohes Anliegen" - die Berichterstattung türkischer Zeitungen nach dem Brand in Ludwigshafen "an der Grenze zur Volksverhetzung" habe der Presserat jedoch nicht gerügt, obwohl er früher bereits gegen in Deutschland erscheinende türkische Medien vorgegangen war.
Als Presserats-Kritiker findet sich Bild-Kommentator Nicolaus Fest ausnahmsweise sogar mit Bildblogger Stefan Niggemeier in einem Lager; der Medienjournalist hatte den Rat in früheren Veröffentlichungen als "zahnlosen Tiger" gerüffelt. Niggemeier kritisierte unter anderem die geringe Sanktionskraft der Rügen, was Bildblog aber nicht davon abhielt, seine Leser zum Einreichen von Beschwerden gegen die Bild-Zeitung aufzurufen - und sich auch selbst zu beschweren.
Im Gegenzug verglich ein Springer-Sprecher die Bildblogger gegenüber epd Medien mit einem "Abmahnverein". Auf eine Beschwerde des Verlages hin ließ der Presserat jedoch offiziell wissen, dass sein Plenum für einen Missbrauch des Beschwerderechtes durch die Bildblogger "mehrheitlich keine Anhaltspunkte" entdeckt habe. Es darf sich also weiter beschwert werden im Dreiecksverhältnis von Bild, Blog und Rat.
Der Statistik zufolge haben die Bildblogger übrigens seit 2006 zwölf Beschwerden gegen das Objekt ihrer Abarbeitung eingereicht. Für eine Kampagne ist das zu wenig; gerade die Kampagnen-Profis bei Bild müssten das wissen. Ob mit oder ohne Bildblog-Beschwerden - unter dem Strich bleibt die Zeitung mit den vier Buchstaben ungefährdeter Tabellenführer in der Rügen-Liste des Presserates.