Der
Rundfunk Berlin Brandenburg will den Vertrag mit seinem Moderator
Jan Lerch offenbar wegen dessen Engagement in der Freienvertretung
rbbPRO nicht verlängern. Einer Presseerklärung der Gewerkschaft
Verdi zufolge teilte RBB-Chefredakteurin Petra Lidschreiber dem 38-Jährigen mit, dass er ab Januar nicht mehr moderieren dürfe.
Lerch fungierte als Freienvertreter im rbb-Redakteursausschuss. Er war in die seit Beginn der Selbstorganisierung im November 2003 immer heftigeren Konfrontation mit der Intendanz über eine bessere Absicherung der Freien, ohne die das RBB-Programm nicht möglich wäre, maßgeblich involviert.
Im Sommer hatte bereits der Verdi-Freienvertreter und rbbPRO-Sprecher Jürgen Schäfer gehen müssen. Die Gewerkschaft bezeichnete das Vorgehen gegen Schäfer und Lerch nun als
"in der ARD beispiellosen Einschüchterungsversuche des rbb gegenüber engagierten Mitarbeitern". RBB-Sprecher Anschütz dementierte jedoch gegenüber der
Berliner Zeitung die Vorwürfe:
"Die Trennung von Herrn Lerch hat andere Gründe, die wir zu seinem Schutz nicht nennen möchten."
Eskalation und Überforderung
Am Montag zogen nach Angaben von rbbPRO über 100 Mitarbeiter durch das Haus, um bei der Redaktionsleitung und der Intendantin gegen Lerchs Aussortierung zu protestieren. Lerch wurde nach seinen Angaben vorgeworfen, sich illoyal verhalten zu haben. Laut
Tagesspiegel gab rbbPRO einen als Satire gekennzeichneten Flyer heraus, auf dem Intendantin Dagmar Reim (
"Die Königinmutter des RBB") die fiktive Dienstweisung, die freien Mitarbeiter
"so über den Tisch zu ziehen, dass diese die Reibungshitze als Nestwärme empfinden", untergeschoben wird.
Dass die Intendanz die eskalierende Situation nicht zu bereinigen vermochte, deutet auf eine Überforderung hin. Der RBB soll ja nicht nur Ost und West sowie die beiden Bundesländer Berlin und Brandenburg zusammenführen, er muss zugleich die Kostenbremse treten, bis es qualmt. Dass dabei die Freien am kürzeren Hebel sitzen, ist augenfällig.