Die
Frankfurter Allgemeine Zeitung und die
Süddeutsche sind die beiden Superschwergewichte im Ring der deutschen Tageszeitungen. Die eine trägt eine schwarze Hose, die andere nicht wirklich eine rote. Die eine steht, trotz zahlreicher Blutauffrischungen in ihrem Camp, immer noch für die
Old School, die andere teilt gerne mal deftig aus und ist doch in tiefster Seele ziemlich bürgerlich.
Wie es sich für Rivalen gehört, können sich beide nicht riechen und inszenieren neuerdings sogar ein heftiges Ballyhoo um diese gegenseitige Abneigung. Das spielt sich an mehreren Schauplätzen in beiden Blättern ab, ganz besonders aber im Medienressort, das ohnehin schon zur Selbstbezüglichkeit neigt (was bis zu einem gewissen Grad in der Natur der Sache liegt, wenn Medien über Medien schreiben).
Manchmal ist das durchaus komisch, wenn beispielsweise die Süddeutsche die neue Dieter-Wedel-Fernsehsaga in Bausch und Bogen verdammt und mit profanem Triumph immer neue miese Einschaltquoten vermeldet, während ein Feuilletonautor der FAZ in den
"Semmelings" die Fortführung des Viktorianischen Romans erkennt und Wedel als Erben eines
"in Deutschland weitgehend vergessenen" englischen Vielschreibers namens
"Anthony Trollope (1815 - 1882)" bezeichnet. Den muss man erst mal kennen.
Solch schreiberischer Schlagabtausch bereitet den handelnden Personen gewiss Freude und Genugtuung. Aber was ist mit dem Publikum? Versteht das außer ein paar Eingeweihten noch jemand? Liest diese Selbstbespiegelungen außerhalb der beiden Lager noch irgendein Mensch? Es gibt Grund, das zu bezweifeln.
Richtig ungenießbar wird es, wenn unsere beiden Rivalen sich bei ihren Hahnenkämpfen auf das medienpoltische Parkett begeben. Wie FAZ und Süddeutsche das - gewiss nur noch mit einer Portion Sarkasmus auszuhaltende - Gezerre um den künftigen ZDF-Intendanten publizistisch als gegenseitiges Dauer-Dementi begleiten, das grenzt zuweilen an journalistischen Autismus.
Während man in München dem NRW-Landesvater Wolfgang Clement, der bei diesem Polittheater eine wahrhaft unrühmliche Rolle spielt, jeden Kandidatenwunsch von den Lippen abzulesen bereit ist, wird in Frankfurt regelmäßig der moralische Stinkefinger erhoben: So unehrenhaft sind die Sozis! Dabei wollen die beiden rivalisierenden Redaktionen offenbar gar nicht bemerken, wie sehr sie sich in ihrem Clinch der Meinungsmache und Einflüsterung der beiden politischen Lager ausliefern und dabei selbst Proporz in Reinkultur betreiben.
Am 18. Februar geht die ZDF-Intendantenwahl in die zweite Runde, und auch unsere beiden Matadore sind schon wieder in Stellung gegangen.
"Die Ganghart wird härter, das Prozedere bleibt", schreibt heute die FAZ. Das kann man auch als Kampfansage in eigener Sache lesen. Irgendjemand sollte jetzt den Schlussgong schlagen.