Die finanziellen Schwierigkeiten des Süddeutschen Verlages sind nach einem Bericht des Spiegel dramatischer als bisher bekannt und stellen sogar die Zukunft des Flaggschiffs Süddeutsche Zeitung in Frage. "Wenn nicht schnell etwas passiere", zitiert das Nachrichtenmagazin Geschäftsführer Dirk Refäuter bei einer Gesellschafter-Versammlung am vergangenen Dienstag, "könne bis Ende des Jahres gar die Zahlungsunfähigkeit drohen". Dies wird allerdings vom Verlag dementiert. Ein Sprecher wies "entschieden Spekulationen zurück, wonach wir kurz vor der Insolvenz stehen sollen".
Andere Teile des Berichtes wurden hingegen nicht dementiert. Laut Spiegel hat sich ausgerechnet die Zeitung inzwischen zum größten Verlustbringer des Verlags entwickelt: Bis Ende des Jahres soll das Minus - allein im Monat August sieben Millionen Euro - nach Schätzungen der Geschäftsführung auf etwa 30 Millionen Euro anwachsen. Die Umsatzentwicklung liege nach internen Berechnungen schon jetzt mindestens 100 Millionen Euro unter Plan. Schuld daran sind vor allem die Einbußen bei den Stellenanzeigen.
Wie der Spiegel erfahren haben will, haben einzelne Mitglieder aus dem SV-Gesellschafterkreis bereits Investmentbanker und Anwälte vorgeschickt, die unter anderem mit der WAZ-Gruppe Verkaufs- und Beteiligungsmodelle ausloten. Mit der WAZ wurde schon einmal 1995 über einen Einstieg verhandelt.
Hauptfrage für den Süddeutschen Verlag dürfte aber sein, ob er seine Fachverlags- und Regionalzeitungsbeteiligungen halten will oder ob er sich wie viele andere Konkurrenten auch auf das Kerngeschäft zurückbesinnen will.