Der Verkauf der
Frankfurter Rundschau an die SPD-Medienholding
ddvg ist perfekt. Die Beteiligungsgesellschaft hat nach eigenen Angaben nun sogar 90 Prozent am Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main, in dem die FR erscheint, erworben. Einem Bericht der
Frankfurter Allgemeine Zeitung zufolge beträgt der Kaufpreis etwa 70 Millionen Euro und entspricht damit etwa der Schuldenlast der FR.
Der Gesellschaftervertrag mit der bisherigen Gesamteigentümerin, der nach dem ersten FR-Herausgeber benannten Karl-Gerold-Stiftung, war nach Angaben der Beteiligten am 1. und 4. April unterzeichnet worden. Beide Seiten zeigten sich anschließend in einer Verlautbarung optimistisch,
"mit der neuen Zusammenarbeit eine wesentliche Voraussetzung für die Zukunft der traditionsreichen 'Frankfurter Rundschau' geschaffen zu haben".
Weiter linksliberal und überregional
Die umstrittene Übernahme soll der ohne neues Kapital zum Untergang verurteilten FR einen Fortbestand unter Beibehaltung ihrer linksliberalen Ausrichtung sichern. Der Stiftung seien
"besondere, nicht abdingbare Rechte zur Wahrung dieses Anliegens" eingeräumt worden. Zudem soll das Blatt weiterhin bundesweit erscheinen.
Damit tritt die bislang auf dem Regionalzeitungsmarkt aktive ddvg erstmals als Mehrheitseigentümer einer überregionalen Tageszeitung auf - gewiss ein Politikum, dass jedoch nach Ansicht der meisten Redaktionsmitglieder als einzige Rettung für die FR gilt. Nicht viel hatten sich die Mitarbeiter dagegen von anderen Interessenten aus der Investmentbranche versprochen.
Doch auch für den neuen Eigentümer aus sozialdemokratischem Hause ist die FR ein Sanierungsobjekt: Ein weiterer Arbeitsplatzabbau um 300 auf 750 Stellen ist bereits vereinbart worden.
"Nicht mehr unabhängig"
Die hessische CDU begrüßte zwar die Beteiligung der SPD-Holding
"im Interesse der Erhaltung der Arbeitsplätze und der journalistischen Vielfalt". Zugleich sagte Regierungssprecher Dirk Metz aber auch, die Zeitung sei nicht mehr unabhängig und müsse ihren neuen Besitzer auf der Titelseite kenntlich machen.
Aggressiver reagierte die FDP: Die Bundestagsfraktion will das Parteiengesetz ändern, so dass politischen Parteien die
"unmittelbare und mittelbare Beteiligung an privaten Rundfunkunternehmen und Presseunternehmen" untersagt wird. Für den Rundfunk gibt es solche Regelungen bereits in den Landesmediengesetzen von vier unionsgeführten
Bundesländern - darunter auch Hessen. Dass die CDU Roland Kochs nun im Fall der FR etwas zurückhaltender reagiert, hat wohl pragmatische Gründe: Im vergangenen Jahr räumte man der ums Überleben kämpfenden Zeitung eine Landesbürgschaft ein.
Von der ddvg wird die Übernahme, die noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden muss, indes betont altruistisch als
"Beitrag zur Sicherung der Pressevielfalt in Deutschland" kommentiert. Man wolle sich nun ganz auf die Sanierung konzentrieren, hieß es, und dann die Suche nach einem neuen Mehrheitseigentümer beginnen.