Sat.1 erhält nach "Talk im Turm" wieder eine Sonntag-Abend-Talkshow und hat eine überraschende Personalentscheidung getroffen. Bettina Rust wird die Sendung voraussichtlich ab 7. August moderieren; sie ist, wie heute im Fernseh-Talk üblich, eine Frau, aber sie muss trotz einiger Erfahrung als unverbrauchtes, ja unbekanntes Gesicht gelten.

Die 37-jährige sammelte in den neunziger Jahren TV-Talk-Präsenz bei Premiere, Kabel 1 und dem einstigen Frauensender TM 3. Doch das ist lange her. In letzter Zeit talkt Rust allein im Radio. Bei der RBB-Welle RadioEins moderiert sie intelligent und nicht ohne ironische Distanz dem eigenen Job gegenüber die Hörbar Rust. Hörbar ist ihre Stimme auch schon auf Sat.1 - als Sprecherin "verkauft" sie unter anderem seichte Boulevardthemen.

Im Casting sollte Bettina Rust laut Presseberichten eigentlich nur einen Show-Gast simulieren; letztlich setzte sie sich als Gastgeberin gegen Ulrich Meyer durch, nachdem auch einige andere übliche Verdächtige als Kandidaten gehandelt wurden. Für den Sender, dessen Chef Roger Schawinski auf Informationskompetenz setzt, ist die Rückkehr zum Talk durchaus eine Prestigefrage. Der "Talk der Woche", so der neue Titel, soll aber keine Polit-Show wie einst bei Erich Böhme oder heute bei Christiansen oder Illner werden, sondern "die vier brisantesten Themen der Woche aus Bereichen wie Politik, Gesellschaft und Sport diskutieren".

Das wäre eher das Terrain von Maischberger bis Kerner und Beckmann. Rust werde sich, so die Maßgabe von Sat.1, "aktiv in die Diskussion einbringen". Klingt wie eine Selbsterfahrungsgruppe. Auf jeden Fall bedeutet es eine neue Erfahrung für den Sender und seine Moderatorin, nachdem der Late-Night-Ausflug von Anke Engerle auch an mangelnder Courage von Sat.1 scheiterte.