Über den Auftritt von Bundeskanzler Gerhard Schröder auf dem Zeitungskongress in Berlin ist vorher viel spekuliert worden. Tatsächlich kündigte Schröder am Montag kartellrechtliche Erleichterungen für die Verlage an. Über den Berliner Zeitungsmarkt brauchte er indes nicht mehr zu sprechen, weil das däuende Thema einer Ministererlaubnis für die Übernahme der
Berliner Zeitung durch
Holtzbrinck-pünktlich zu seinem Auftritt vom Tisch geräumt wurde.
So konnte sich Schröder - befreit vom Zündstoff einer
"Lex Holtzbrinck" - den Mitgliedern des
Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger als Wegbereiter für verbesserte Kooperationsmöglichkeiten präsentieren, aber auch als Mahner: Die Verlage sollten sich erst einmal auf eine gemeinsam Linie einigen.
Das wird ihnen allerdings jetzt leichter fallen, wo das Thema Holtzbrinck vom Tisch ist - und damit womöglich auch die Idee, einen Paragrafen zur Sicherung der redaktionellen Unabhängigkeit von Zeitungen zu schaffen. Holtzbrinck wollte einer solchen Regelung beim
Tagesspiegel durch Gründung einer Stiftung vorgreifen, die für die Unabhängigkeit der Redaktion garantieren sollte. BDZV-Präsident Helmut Heinen machte jedoch noch einmal deutlich, dass alles
"inakzeptabel" sei, was auf eine Trennung von unternehmerischer und publizistischer Verantwortung hinauslaufe.
Grundsätzlich sind sich Schröder und der BDZV aber durchaus einig: Der steigende internationale Wettbewerb und die Konkurrenz durch die neuen Medien machten eine Neufassung der Wettbewerbsregeln notwendig, hieß es unisono auf dem Zeitungskongress.