Es ist einer dieser Fälle, die Medienjournalisten gerne mit dem Adjektiv "bizarr" belegen: Die seltsam eskalierende Affäre um das paternalistische Kölner Verlagshaus DuMont Schauberg und seinen allzu kommunikativen Jung-Verleger Konstantin Neven DuMont, die auch ein Vater-Sohn-Konflikt ist und eine Geschichte über neue/alte Medien - und die inzwischen definitiv die Alarmstufe Rot erreicht hat.
Der Junior, bereits seit zwei Wochen "auf eigenen Wunsch" beurlaubt, ist nämlich als Herausgeber des Kölner Stadt-Anzeigers, des Express und der Mitteldeutschen Zeitung abgesetzt worden. Konstantin Neven DuMont habe sich in "abträglicher und geschäftsschädigender Weise über das eigene Unternehmen in der Öffentlichkeit, einschließlich in Konkurrenzblättern“ geäußert, heißt es in einer Mitteilung "in eigener Sache".
Plaudern über den Papa
Die Abberufung verfügte der Aufsichtsrat. Dessen Vorsitzender ist Alfred Neven DuMont, der Senior, der sich in den letzten Tagen von seine Sohn einiges anhören musste. Via Bild-Zeitung legte ihm der 41-Jährige den Rücktritt nahe. Auch mit dem Focus plauderte der Jüngere Konstantin über den Rücktritts-unwilligen Papa. Der sei "von der alten Schule" und glaube, "Tageszeitungen funktionieren irgendwie".
Doch als die Mainstream-Medien die Affäre aufgriffen, hatte sie längst ihren Twitter-Hashtag weg: "#Konstantingate". Vermutlich ist Konstantin Neven DuMont sogar der erste deutsche Zeitungs-Verleger, der ein Opfer von Social Media wurde. Nicht allein, dass der Filius seine Ansichten in einem mittlerweile nicht mehr öffentlichen Facebook-Profil mit der Welt teilte. Die ganze Angelegenheit fing in einem bekannten Blog an.
Teils irre Kommentare
Unter 80 verschiedenen Nutzer-Konten, so vermeldete der Medien-Journalist Stefan Niggemeier am 18. Oktober, habe sich jemand unter Konstantin Neven DuMonts E-Mail-Adresse in seinem Blog mit einer "dreistelligen Zahl von teils irren Kommentaren" verewigt. Das sei aber nicht er gewesen, antwortete der jüngere DuMont, sondern zwei Personen, die Zugriff auf seinen Computer gehabt hätten.
Seither wird der Fall mit all seinen Wendungen in den traditionellen Medien verfolgt und in den sozialen Medien diskutiert. Manche finden, Konstantin Neven DuMont pflege jene Transparenz, die seinem Vater und den alten Verlagsmanagern abgeht, weshalb der Fall für den verschwiegenen Verlag auch zum PR-Desaster geworden sei. Andere halten Konstantin Neven DuMont schlicht für ein Opfer seiner naiven Geschwätzigkeit. Die Sache ist noch nicht entschieden.
Der Junior hat auch schon wieder ein Interview gegeben, diesmal dem Branchendienst W&V: Die Öffentlichkeitsarbeit des Verlags sei eine "Kommunikations-Katastrophe".