Springer United: "Welt"-Zeitungsfamilie legt Politik und Wirtschaft zusammen

Springer-Hauptquartier in Berlin: Hier geht's zur Einheits-Zeitung
Foto: Axel-Springer-Verlag
Springer-Hauptquartier in Berlin: Hier geht's zur Einheits-Zeitung
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Eine redaktionelle Verschmelzung samt Print- und Onlineaktivitäten im gemeinsamen Newsroom hatte Springer für seine Zeitungsfamilie aus Welt, Welt am Sonntag, Welt Kompakt und Berliner Morgenpost angekündigt. Nun folgen Taten. Als ersten Schritt verkündete Christoph Keese, Chefredakteur der WamS und zugleich Primus inter pares im Quartett der Chefredakteure, auf einer Redaktionskonferenz die Zusammenlegung der Ressorts Politik und Wirtschaft/Finanzen/Immobilien.

Personell kommt Keeses Sonntagsblatt dabei gut weg: Die Politik soll WamS-Frau Margaret Heckel verantworten. In der Wirtschaft haben Jörg Eigendorf und Thomas Exner von der Welt das Sagen, die auch bisher schon für die Kompaktzeitung und die Morgenpost mitverantwortlich waren. Als nächstes könnte die Kultur auf dem Vereinigungskalender stehen.

Springer will mit den Zusammenlegungen Synergien schaffen; Personalabbau sei nicht das Ziel, könne aber auch nicht ausgeschlossen werden, heißt es beim Verlag. Nach Ansicht des Deutschen Journalisten-Verbandes stehen hingegen "die Presse- und Meinungsvielfalt sowie Arbeitsplätze" auf dem Spiel. Irgendwann, so befürchtet der DJV, würden sich die vier Blätter dann nur noch im Layout unterscheiden.

Die Unkenrufe des DJV kommen ziemlich routinemäßig, sind jedoch nicht realitätsfern, wie das Vorbild USA zeigt. Dort wird das Prinzip gemeinsamer Newsrooms schon seit Jahren praktiziert. Stellen wurden gestrichen, die verbliebenen Journalisten müssen Mehrarbeit für Print- und Online-Berichterstattung leisten. Leser und Anzeigenkunden goutieren das nicht. Die Qualität, so lautet eine der Erklärung, habe zu stark gelitten. Zuletzt wurde das renommierte Zeitungshaus Knight-Ridder zerschlagen. Für Springer muss das selbstverständlich nicht gelten.
Zuletzt bearbeitet 22.06.2006 13:14 Uhr