Seit Peter Löw und Martin Vorderwülbecke die Nachrichtenagentur ddp als Investment entdeckt haben, sparen sie nicht mit vollmundigen Ankündigungen: Ihr Engagement sei langfristig ausgerichtet, die Agentur solle ausgebaut werden, auch nach Übernahmen schaue man sich um. Offenbar haben die beiden Finanzinvestoren von der Beteiligungsfirma BluO ("International Restructuring") mit Sitz in Luxemburg und München nicht zu viel versprochen.
Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet und der ddp-Ticker inzwischen bestätigt, wurde gestern abend die Übernahme der deutschen Tochterfirma der US-Weltagentur Associated Press für einen nach Firmenangaben "mittleren zweistelligen Millionenbetrag" notariell beurkundet. AP erreicht nach eigenen Angaben 70 Prozent der deutschen Tageszeitungen. Der Ausverkauf schließt die AP-Dienste in Österreich und der Schweiz ein. Er ist eine Reaktion auf das kriselnde Stammgeschäft der AP in Amerika und hat sich seit Monaten angebahnt. Nicht eingeschlossen in die Transaktion sind die Audio- und Videodienste und der Bilderdienst in der Schweiz.
"Beste Voll-Agentur in Deutschland"
Weil das Geschäft auch eine 15 Jahre laufende Lizenz zur Übersetzung des internationalen AP-Dienstes enthält, ist die jüngste, vollmundige Ankündigung aus dem Hause ddp ("Wir werden die beste Voll-Agentur in Deutschland sein", Löw in der SZ) gar nicht so lachhaft. Zwar erreicht der ddp-Dienst national nicht die Breite des dpa-Angebotes und auch der internationale Content von AP macht das eigene Korrespondenten-Netz der dpa nicht hinfällig.
Jedenfalls nicht in normalen Zeiten. Aber der Martkführer steckt in einer schwierigen Situation. Weil das deutsche Nachrichten-Dickschiff ebenso wie seine Verlagskunden sparen muss, ist ein stromlinienförmiger Konkurrent wie ddp eine ernste Herausforderung. Die Botschaft, mit der Löw und Vorderwülbecke hausieren, lautet: dpa ist nicht mehr unverzichtbar.
Aus der Zeitung erfahren
Der deutsche AP-Betriebsrat sprach nach Bekanntwerden des Deals von einem "traurigen Tag" und forderte eine "zügige und umfassende Klärung", wie es mit der GmbH, ihren Standorten und den Stellen weitergehe. Die Käufer planen dem SZ-Artikel zufolge keinem einschneidenden Stellenabbau, sondern lediglich eine "Korrektur in der Größenordung von bis zu 15 Stellen".
Von dem Verkauf erfuhren die 110 betroffenen Mitarbeiter nur aus der Zeitung. Der AP-Dienst soll künftig als "ddp international" firmieren.