Auch die Kriegsberichterstattung schaffte es in die Top-Ten-Liste - und zwar in Gestalt einer Unterlassung. Zivile Konfliktbearbeitung als Alternative zu militärischer Intervention werde öffentlich kaum diskutiert, bemängelt die INA, obwohl es erfolgreiche Beispiele wie den Nepal-Konflikt oder die Loslösung der baltischen Staaten von der Sowjetunion gebe. Medien berichteten "selten über kontinuierliche Verhandlungen und konstruktive Prozesse wie Runde Tische oder präventive Diplomatie, da Journalisten häufig auf Gewalt und spektakuläre Ereignisse achten".
Die INA wurde nach dem Vorbild des US-amerikanischen Project Censored 1997 gegründet. Vernachlässigte Themen kann jedermann online einreichen. Die Vorschläge werden von Studenten der Universitäten Bonn und Dortmund in Recherche-Seminaren geprüft und schließlich von einer Jury bewertet - aktuell bereits zum 13. Mal.
Die komplette Top 10:
1. Notstand im Krankenhaus: Pflegebedürftige allein gelassen
2. Psychiatrie: Bundesregierung biegt UN-Konvention zurecht
3. Kriegsberichterstattung lenkt von zivilen Friedensstrategien ab
4. Rechtswidrige Anwendung von Polizeigewalt
5. Lücken der Finanzaufsicht bei Kirchen
6. Mangelhafte Deklarierung von Jodzusatz in Lebensmitteln
7. Patente auf menschliche Gene und Gensequenzen
8. Schulen für Gehörlose unterrichten keine Gebärdensprache
9. Mangelnde Kontrolle deutscher Rüstungsexporte
10. Sondermüll beim Bauen und Sanieren