"Volks.TV" mit Helmut Thoma und Herrn Keiser

Der Mann will's offenbar noch einmal wissen. Helmut Thoma, 72, hat bei der Zulassungskommission der Landesmedienanstalten ZAK einen neuen werbefinanzierten Fernsehsender lizenzieren lassen. V.TV, so der Name des Programms der in Gründung befindlichen Volks.TV Verwaltung GmbH aus Düsseldorf, soll ein Alternative zu dem laut Thoma in zwei Duopolen - dem öffentlich-rechtlichen mit ARD und ZDF sowie dem privaten mit der RTL-Gruppe und ProSiebenSat.1 - erstarrten deutschen Fernsehsystem bieten.

Ein Netzwerk der Regionalsender
Wie das auf dem übersättigten TV-Markt funktionieren soll? Als Vehikel haben sich Thoma und sein Partner Helmut Keiser von der in Düsseldorf produzierenden Deutschen Fernsehnachrichten Agentur (DFA) ausgerechnet die nahe an der Bedeutungslosigkeit operierenden privaten Stadt- und Regionalsender ausgeguckt, denen sie ein bundesweites Mantelprogramm zuliefern möchten. Die DFA ist ohnehin bereits mit NRW TV und anderen verbandelt.

Das Kalkül: Die Regionalsender "darbten" zwar, hätten aber wie "heilige Kühe" eine "Bestandsgarantie" (Thoma) im Rundfunksystem. In einer Art Regionalsender-Netzwerk könnten sie an überregionale Werbung kommen. Reichweite: Anfangs elf, später 16 Millionen Haushalte.

Die Lizenz für V.TV sieht ein 24-Stunden-Spartenprogramm mit Schwerpunkt "Entertainment" und "Education" vor, das aber wohl trotzden auf Deutsch ausgestrahlt werden soll - nicht im teuren DVB-T, sondern per Internet, Satellit und später auch im mittelfristig weiterhin verfügbaren analogen Kabel. Starten soll der Sender "noch bis Jahresende" (Süddeutsche) oder auch "zu Beginn des Jahres 2012" (Kölner Stadt-Anzeiger), für die ersten zwei Jahre seien Investitionen von rund 30 Millionen Euro erforderlich.

Interaktiv und so
Viel Geld ist das nicht für ein Fernseh-Programm, das "eine merkbare dritte Kraft im deutschen Privatfernsehen" (Thoma) werden möchte und - wie originell - eine junge Zielgruppe anvisiert, die sich laut ZAK-Ankündigung auf "verschiedene interaktive Elemente [...], z.B. Audio- und Video-Chats, Votings und Online-Foren" freuen darf. Dagegen urteilt Thoma laut DerWesten.de über die beiden großen Privatsender-Gruppen: "Alles erschütternd, was da läuft."

Wahrscheinlich wäre all dies (zumindest zum jetzigen Zeitpunkt) keiner Rede wert, würden dahinter nicht Helmut Thoma stehen, jener wandelnde Privat-TV-Mythos', der aus einem Tutti-Frutti-Programm den marktführenden deutschen Fernsehsender machte. Was allerdings auch schon wieder ein paar Jährchen her ist.