Die Mitglieder des
ZDF-Fernsehrates haben sich auch beim zweiten Wahltermin nicht auf einen Nachfolger für Dieter Stolte einigen können, der die notwendige Drei-Fünftel-Mehrheit auf sich vereinigt. Eine dritte Wahlsitzung ist für den 9. März angesetzt. Dann ist es auch fünf Minuten vor Zwölf am Lerchenberg, denn fünf Tage später endet Stoltes Amtszeit unwiderruflich.
Zwar ist der 77 Mitglieder starke ZDF-Fernsehrat noch weit von seiner vor 25 Jahren erzielten
"Rekordmarke" von sieben Wahlgängen entfernt, doch nimmt die Anstalt durch das parteipolitische Ränkespiel, das am Nikolaustag des vergangenen Jahres mit zwei erfolglosen Wahlgängen begann, mittlerweile ernsthaften Schaden. Die Vorgänge um die Miss-Wahl sind eine grelle Demonstration dafür, wie stark Proporzdenken und Parteibücher die Besetzung öffentlich-rechtlicher Gremien jenseits objektiver professioneller Kriterien bestimmen. Deshalb ist der Vorschlag, den ZDF-Staatsvertrag zu ändern, so dass wie bei ARD-Wahlen eine einfache Abstimmungsmehrheit genüg, auch nur Camouflage: Er soll lediglich die Ausweglosigkeit der politischen Blockbildung verhüllen.
Der
"schwarze" Freundeskreis vermochte auch im dritten Wahlgang für seinen Kandidaten - nach ZDF-Vizechefredakteur Helmut Reitze am 6. Dezember wurde diesmal Gottfried Langenstein, bislang Direktor von 3sat und Arte, verheizt - nicht die notwendigen 47 Stimmen aufzubringen. Was weniger daran lag, dass die
"Roten" sozusagen eine Sperrminorität besitzen; mit 36 Stimmen schaffte Langenstein nämlich bei sechs Enthaltungen nicht einmal die einfache Mehrheit - ein wahltaktisches Fiasko für die Union. Zuvor hatte die konservative Seite den in der letzten Woche von den beiden Ministerpräsidenten Bernhard Vogel (CDU) und Beck (SPD) vergeschlagenen Günter Struve abgeblockt; der ARD-Programmdirektor trat gar nicht mehr an.
Nun geht das Gezerre und Gekungele hinter den Kulissen also weiter. Beim nächsten Mal muss es ja klappen. Wer auch immer am Ende als Kompromisskandidat aus dem Hut gezaubert wird, welche Pöstchen auch immer die eine Seite der anderen dafür gutschreiben wird - der neue Intendant muss mit dem Stigma leben, als Schachfigur in einem politischem Spiel gedient zu haben. Das ist Demokratie, langweilig wird sie nie.