Spiegel Online feiert zehnjähriges Jubiläum. In der heutigen Form existiert der Dienst, der 1994 nicht etwa im World Wide Web auf der damaligen "Bundesdatenautobahn", sondern im Netzwerk von CompuServe das Licht der Welt erblickte, allerdings erst seit 1999. Die für Internet-Verhältnisse sehr, sehr lange Spiegel-Online-Geschichte ist zum Jubiläum - nebst Grußadressen von Politikern und anderen Würdenträgern - auf der Website dokumentiert, einschließlich einer surfbaren Ausgabe von 1996. Spezielle Würdigung erfährt auch Ex-Spiegel-Redakteur Uly Foerster. Der erste Chef des Internet-Angebotes verließ den Spiegel 1996, nachdem das Medienressort, das er gegründet hatte, von Chefredakteur Stefan Aust gestrichen worden war. Heute macht Foerster Kundenzeitschriften für Gruner+Jahr. Schneller Nachrichtenüberblick Im zehnten Jahr seines Bestehens ist Spiegel Online die meist besuchte deutsche Nachrichten-Website im Internet mit 200 Millionen Seitenabrufen pro Monat - Tendenz steigend. Die Benutzer schätzen vor allem den schnellen Nachrichtenüberblick, den die Online-Redaktion unter Leitung von Mathias Müller von Blumencorn im Spiegel-typischen Sound mit etwas Häme verrührt, wenn auch nicht immer stilsicher. Trotz Bezahl-Content muss Spiegel Online nach wie vor vom Verlag alimentiert werden. Inhaltlich hat sich die Tendenz zum Boulevard in letzter Zeit eher noch verstärkt, was dem Leserinteresse alles andere als abträglich zu sein scheint. Seriosität hin oder her - für deutsche Verhältnisse darf der betriebene redaktionelle Aufwand als luxuriös gelten. Trotzdem ist die Decke dünn - das spürt man öfter, als es den Machern lieb wäre. Unangefochtener Marktführer Der Transfer der Marke Spiegel ins Internet ist gelungen, ein Befund, von dem die meisten anderen Verlage weit entfernt sind. All dies macht Spiegel Online zum unangefochtenen Marktführer - auch wenn im 24-Stunden-Dienst keine (Online-)journalistischen Blütenträume zum reifen gebracht werden. Aber wer wollte das noch ernsthaft erwarten?