Die Idee, die aus den Resten der dapd-Welt entstand, wäre in anderen Zeiten nicht mehr als ein optimistisches Geschäftsmodell. Im Sommer 2013 aber steht sie symptomatisch für eine Entwicklung in der Branche, die sich langsam aus Einzelfällen zu einem Bild zusammensetzt. Es zeigt eine Presselandschaft, in der viele Texte einer Zeitung nicht mehr aus den eigenen Redaktion kommen - soweit ist das nicht ungewöhnlich. Schon immer griffen etwa Regionalzeitungen auf Agenturmaterial zurück, wo sie selbst keine Korrespondenten hatten, es gibt ganz praktische Gründe dafür, dass die Deutsche Presse-Agentur (dpa) ein Genossenschaftsmodell ist, an dem die Verlage beteiligt sind.
Inzwischen aber geht es nicht mehr um klassisches Agenturgeschäft. Um die Plätze auf den Seiten der Zeitungen und Onlineauftritte bewerben sich neue journalistische Entrepreneurs wie fmd - und auch Redaktionen anderer Verlage. Was diese Dienstleister anbieten, ist kein Agenturjournalismus, es geht um Features, Reportagen oder Analysen. Um Autorenstücke also - nur, dass die Autoren nicht mehr exklusiv für eine, nicht mehr nur für ihre Hausmarke arbeiten. Die journalistische Kompetenz ist ein Kapital, das in Zeiten der Sparzwänge auch gerne mehrfach verwertet und unter die Leute gebracht wird. Es ist ein neuer Markt in neuen Zeiten.
Marina Brafa und Claudia Tieschky in der
Süddeutschen Zeitung über zwei in Wirklichkeit gegensätzliche Entwicklungen, die zusammen einen neuen Markt für Journalismus ausmachen sollen: Auf der einen Seite die Selbstorganisation freier Journalisten - im Fall des
Freien Medien Dienstes allerdings aus der Not der
dapd-Pleite geboren. Auf der anderen Seite das Comeback der klassischen
Content Syndication, betrieben vom Großverlagen wie
DuMont und
Springer.