"Vielmehr kommt mir jeder Text vor wie eine Modelleisenbahn, auf deren Loks und Waggons die Redakteure kleine Porträtfotos von Politik- und Wirtschaftsgrößen geklebt haben, um dann glücklich dabei zuzugucken, wie sie ihre Runden nach ihren Maßgaben und -stäben drehen: Ui, jetzt lassen wir aber mal die Schranke runter! DER SPIEGEL hat sich in Hamburg ganz offensichtlich eine Welt nach seinem Willen geformt, er steht dort am Stellpult, und die Figuren in den Zügen setzen sich in Bewegung, wenn er den Befehl dazu erteilt. Denkt er zumindest, weil er den Maßstab völlig aus dem Auge verloren hat."
Die freie Journalistin Katrin Schuster entdeckt anlässlich der Aberkennung des Henri-Nannen-Preises für Spiegel-Redakteur René Pfister erstaunliche Parallelen zwischen Horst Seehofers Modelleisenbahn und der Denk-Welt eines allmächtigen Hamburger Nachrichtenmagazins. Pfister war zum szenischen Einstieg seiner nach dem Votum der Jury zunächst preiswürdigen Reportage über Seehofer, die eigentlich ein Porträt ist, in dessen Modelleisenbahn-Keller hinabgestiegen, ohne jemals wirklich dort gewesen sein: "Seehofer hat sich in Schamhaupten eine Welt nach seinem Willen geformt, er steht dort am Stellpult, und die Figuren in den Zügen setzen sich in Bewegung, wenn er den Befehl dazu erteilt."